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Inhalt archiviert am 2022-11-28

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Bor-Neutroneneinfang-Therapie - Erste klinische Versuche in Europa

Die ersten klinischen Versuche mit Anwendung der Bor-Neutroneneinfang-Therapie (BNCT) sind jetzt bei der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission in Petten (Niederlande) angelaufen. Diese innovative Form der Strahlentherapie ist das Ergebnis eines zehnjährigen ...

Die ersten klinischen Versuche mit Anwendung der Bor-Neutroneneinfang-Therapie (BNCT) sind jetzt bei der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission in Petten (Niederlande) angelaufen. Diese innovative Form der Strahlentherapie ist das Ergebnis eines zehnjährigen Forschungsprogramms auf der Basis einer Kooperation von europäischen Forschungsanstalten und Krankenhäusern. Diese Forschungsarbeiten wurden durchlaufend von dem spezifischen FTE-Programm der Europäischen Gemeinschaft auf dem Gebiet der Medizin und des Gesundheitswesens (BIOMED) und von der Gemeinsamen Forschungsstelle der Kommission unterstützt. Die dabei entwickelte Behandlungsmethode wird jetzt zum ersten Mal in Europa an Patienten erprobt, die an einem besonders aggressiven Gehirnkrebs ("glio blastoma") leiden. An diesem Krebs, der auf konventionelle Behandlungsarten kaum reagiert, erkranken jedes Jahr ca. 15.000 Menschen in Europa. Bei der BNCT-Therapie erhalten Patienten eine Injektion mit einer ungiftigen Borverbindung. Bei dieser handelt es sich um ein neues Präparat, das in nur wenigen Stunden selektiv von den Krebszellen absorbiert wird. Anschließend wird das Gehirn mit einem Neutronenstrahl aus dem Hochflußreaktor der GFS bombardiert. Die Borisotope fangen dabei Neutronen ein und disintegrieren dann unter Freisetzung von Alphastrahlen, die eine Zerstörung der Krebszellen bewirken. Die Wahrscheinlichkeit eines Neutroneneinfangs durch Borisotope enthaltende Krebszellen ist etwa 3000mal höher als bei normalen Zellen. Das ermöglicht jetzt die selektive Abtötung von Tumorzellen unter gleichzeitiger Beschränkung des Schadens an Normalzellen in der Umgebung der Zielzelle. Bei dem jetzigen Versuch sollen 40 Patienten behandelt werden, die bereits in ihrem eigenen Land operiert wurden. Sie kommen aus den neurochirurgischen Stationen der an dieser Studie beteiligten Krankenhäuser: Amsterdam (VU) in den Niederlanden, Bremen (ZKH) und München (LMU) in Deutschland, Graz (KFU) in Österreich, Nizza (CAL) in Frankreich und Lausanne (CHUV) in der Schweiz. Für die Dauer der Behandlung in Petten werden die Patienten in das VU-Krankenhaus in Amsterdam überwiesen und fahren von dort jeden Tag nach Petten. Die klinische Studie wird als Versuch der EORTC (Europäische Organisation für Krebsforschung und -behandlung) durchgeführt. Die Universität Essen (Deutschland) trägt die klinische Gesamtverantwortung und stellt auch die Strahlentherapeuten und die medizinischen Physiker. Die Gemeinsame Forschungsstelle sorgt für die wissenschaftliche und technische Unterstützung beim Betrieb der Neutronenstrahlanlage und die Betriebssicherheit unter Zusammenarbeit mit der Niederländischen Stiftung für Energieforschung (ECN). Die Koordinierung dieser Studie wird durch die Universität Bremen gewährleistet. Es handelt sich um die erste multinationale klinische Anwendung in Europa, bei der Patienten aus einem europäischen Land in einem anderen von Ärzten aus einem dritten Land behandelt werden. Damit eröffnen sich neue Wege für die Organisation klinischer Versuchsreihen unter Einsatz hochentwickelter, einzigartiger Einrichtungen für die Behandlung der Patienten.

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