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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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EU-Projekt hat ein 'Adlerauge' auf Entwicklungsländer

Der Kampf gegen Krankheit und Hunger in Entwicklungsländern ist nicht nur die Aufgabe humanitärer Hilfsorganisationen. EAGLES (European Action on Global Life Sciences), ein von der EU finanziertes Projekt, nimmt die wachsenden Probleme mehrerer hundert Millionen Menschen a...

Der Kampf gegen Krankheit und Hunger in Entwicklungsländern ist nicht nur die Aufgabe humanitärer Hilfsorganisationen. EAGLES (European Action on Global Life Sciences), ein von der EU finanziertes Projekt, nimmt die wachsenden Probleme mehrerer hundert Millionen Menschen auf der Welt in Angriff, indem es eine Plattform für den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen europäischen Biowissenschaftlern und Forschern aus Entwicklungsländern zur Verfügung stellt. Zielsetzung ist es, eine stärkere Sensibilisierung für das Ausmaß humanitärer Krisensituationen zu erreichen und sicherzustellen, dass die Fähigkeiten und Ressourcen der europäischen Biowissenschaften zum Nutzen der gesamten Menschheit angemessen eingesetzt werden. "Europa hat eine moralische Rolle bei der Entwicklung der übrigen Welt, und es liegt in seinem eigenen Interesse, Teil an dieser Entwicklung zu sein", sagte der Exekutivdirektor von EAGLES Jens Degett den CORDIS-Nachrichten. "EAGLES ist eine Art Graswurzelorganisation, die mit der Zusammenführung von Forschern aus Industrienationen und Entwicklungsländern ihren Anfang genommen hat. Sie sahen, dass sie viele Gemeinsamkeiten hatten und viele wichtige Dinge zusammen unternehmen konnten", erklärte Degett. "Einige Forscher aus Industrienationen, vor allem aus Europa, sahen es als ihre moralische Verpflichtung an, etwas zu den ernsten Problemen der Entwicklungsländer zu unternehmen", führte er weiter aus. Das 2003 gegründete Projekt veranstaltet eine ganze Reihe von Aktivitäten, einschließlich Symposien zu einigen der dringendsten Probleme. Zum Beispiel wurden jüngst in einer Veranstaltung die Umwälzungen in der Viehwirtschaft in China beleuchtet und ihre womöglich negativen Auswirkungen auf die ganze Welt. Die chinesische Bevölkerung bewegt sich allmählich von einer pflanzlichen Ernährung weg und hin zu einem vermehrten Fleischkonsum. Nach Expertenmeinung könnte diese Veränderung der chinesischen Ernährungsgewohnheiten die Umweltauswirkungen durch den Nahrungskonsum im Land verdoppeln. "Wenn sie die angebauten Pflanzen als Futtermittel für Schweine und Rinder verwenden, müssen sie mehr davon anbauen", sagte Degett. "China wird auch zu einem riesigen Nettoimporteur landwirtschaftlicher Produkte wie Soja und Getreide werden: Natürlich wird dies einen Einfluss auf die Entwicklungsländer haben." Auf einem kürzlich veranstalteten Symposium diskutierten Forscher über die Folgen der EU-Verordnungen zu genetisch veränderten Organismen (GVO) für die Entwicklungsländer. "Die EU-Verordnungen schrecken Forscher in Entwicklungsländern davor ab, genetisch veränderte Nahrungsmittel oder Getreidesorten zu entwickeln", sagte Degett. Viele Produkte, die von Forschern in den Entwicklungsländer entwickelt werden, sind möglicherweise sehr nützlich. Zum Beispiel könnten dürreresistente Pflanzen in trockenen Regionen zur Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion beitragen und rückständigen Wirtschaften helfen. "Aber wegen der strengen Gesetzgebung hier in Europa ist es sehr schwierig, eine Genehmigung für diese zu erhalten, da die lokalen Gesetzgeber die Reaktionen in Europa fürchten. Selbst in Ländern, die nicht nach Europa exportieren, zögern die Forscher, da ihr Blick auf Europa gerichtet ist", erklärte er. Auf den Symposien werden auch wichtige Gesundheitsprobleme angepackt, mit denen Entwicklungsländer zu kämpfen haben. Auf einer kürzlich stattgefundenen Konferenz in Ouagadougou, Burkina Faso, diskutierten Forscher über den Mangel an Koordination zwischen vielen HIV/AIDS-Impfprogrammen in Afrika, während sich eine andere Veranstaltung mit dem Auftreten von Diabetes in ärmeren Weltregionen befasste. Das Projektkonsortium bereitet derzeit auch ein Symposium über Malaria vor, das zu einem späteren Zeitpunkt in Thailand stattfinden wird. "Diese Symposien helfen dabei, die Augen der Menschen zu öffnen und unterstreichen, dass diese Probleme behandelt werden müssen", sagte Degett. Über die Organisation von Symposien hinaus glaubt Degett, dass dieses Projekt "den Forschern aus den Entwicklungsländern eine Stimme gibt". Dies geschieht, indem Forscher nach Europa gebracht werden und man sie auffordert, in den europäischen Medien und zu den Politikern zu sprechen sowie Präsentationen durchzuführen. Im Oktober 2006 veranstaltete das Projekt ein Arbeitsessen, an dem Forscher und Mitglieder des Ausschusses für Industrie, Forschung und Energie (ITRE) des Europäischen Parlaments teilnahmen, um über das Bedürfnis für einen stärkeren Fokus auf humanitäre Herausforderungen im Siebten Rahmenprogramm (RP7) zu diskutieren. "In Europa herrscht ein Interesse an humanitären Problemstellungen, aber in der Anlage des RP7 wurde darauf kein Schwerpunkt gelegt", erklärte Degett. "Sie werden feststellen, dass es im Siebten Rahmenprogramm nur sehr wenige Verweise auf die Milleniumsziele oder auf Entwicklungsländer gibt." Die Teilnehmer von EAGLES schlugen vor, dass im neuen Programm ein Mechanismus eingeführt werden solle, mit dem Forschung, Forschungsausbildung und die Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern eingeschätzt werden kann. Ein derartiger Indikator könne für Entscheidungsträger wichtig sein und dazu genutzt werden, Entwicklungsfragen ein stärkeres Gewicht zukommen zu lassen. Degett sagte, EAGLES würde die Entwicklungen unter dem RP7 beobachten und diese Frage vor der Halbzeitbewertung des RP7 wieder aufwerfen. "Wir werden uns in diesem Punkt wie Wachhunde verhalten", fügte er hinzu. "Wir sind ziemlich sicher, dass dieser Fokus zu einem späteren Zeitpunkt des RP7 aufkommen kann." EAGLES arbeitet derzeit auch an Initiativen zur Zusammenarbeit, wie der Informationsstelle zur Genomik an der Bibliothek von Alexandria in Ägypten, die den Wissensaustausch auf diesem Gebiet fördern soll. Außerdem hat das Konsortium kürzlich einen Nachrichtendienst eingerichtet, für den sich bereits über 300 Wissenschaftler aus Europa und anderen Ländern wie Ghana, China, Südafrika, den Philippinen, Brasilien, Mexiko, Kuba und Ägypten eingetragen haben.