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Inhalt archiviert am 2023-04-13

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Neues Produkt erreicht bessere Blutzuckerkontrolle bei Kleinkindern mit Typ-1-Diabetes

Eine künstliche Bauchspeicheldrüse könnte laut Forschern die Behandlung von Typ-1-Diabetes bei Kindern zwischen einem und sieben Jahren grundlegend verändern.

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Die Anzahl von Menschen, die mit Diabetes vom Typ 1 leben, ist weltweit ansteigend, insbesondere unter Kleinkindern. Laut International Diabetes Federation gab es 2017 mehr als eine Million Kinder mit Diabetes vom Typ 1. Bei dieser Erkrankung, der nicht vorgebeugt werden kann und die nicht heilbar ist, zerstört das Immunsystem die Zellen in der Bauchspeicheldrüse, die Insulin produzieren, sodass es dem Körper nicht möglich ist, den Blutzuckerspiegel selbst zu regulieren. Eine schlechte Steuerung des Blutzuckerspiegels kann zum Verlust des Sehvermögens, zu Herz- und Nierenerkrankungen und sogar zum Tod führen, falls der Blutzuckerspiegel zu weit absinkt. Eine effektive Kontrolle des Blutzuckerspiegels ist daher über die gesamte Lebensdauer der betroffenen Personen von entscheidender Bedeutung. Dies beinhaltet üblicherweise die Überwachung des Blutzuckerspiegels und die Verwendung von Insulinpumpen oder die Injektion von Insulin, in manchen Fällen mehrmals am Tag. Das EU-finanzierte Projekt KidsAP (The artificial pancreas in children aged 1 to 7 years with type 1 diabetes) arbeitet jedoch daran, die Behandlung vom Typ-1-Diabetes grundlegend zu verändern. Das von der University of Cambridge koordinierte KidsAP-Team testet eine künstliche Bauchspeicheldrüse, die den Blutzuckerspiegel bei Kindern zwischen einem und sieben Jahren mit Typ-1-Diabetes verbessern könnte. „Diese Art des Systems ist noch nicht bei einer so jungen Bevölkerungsgruppe getestet worden. Es könnte das Behandlungsformat bei Kleinkindern mit Typ-1-Diabetes wirklich verändern“, sagt der leitende Forscher Prof. Roman Hovorka von der Universität Cambridge in einer Pressemitteilung, die auf der Website „News Medical“ veröffentlicht wurde. Wie funktioniert die künstliche Bauchspeicheldrüse? Die künstliche Bauchspeicheldrüse ist ein tragbares medizinisches System, das unter Verwendung digitaler Technologie auf die automatisierte Insulinverabreichung ausgerichtet ist. Es übernimmt die spezifische Funktion einer natürlichen Bauchspeicheldrüse und reguliert ausgehend vom Blutzuckerspiegel im Körper des Kindes die Insulinversorgung. Das System besteht aus drei Komponenten: einer Insulinpumpe, einem Messgerät für die kontinuierliche Überwachung des Blutzuckerspiegels und einem Android-Smartphone zur Berechnung der Insulindosis. Aussichtsreiche und überraschende Ergebnisse Die künstliche Bauchspeicheldrüse wurde ursprünglich in einer Pilotstudie in Deutschland, Luxemburg, Österreich und dem Vereinigten Königreich getestet. Vierundzwanzig Kinder mit Typ-1-Diabetes wurden für die Studie rekrutiert, um die Insulinverabreichung des Systems unter Verwendung von Insulin mit Standardstärke sowie verdünntem Insulin miteinander zu vergleichen. Die Kinder zwischen 18 Monaten und sieben Jahren wurden in zwei Gruppen eingeteilt, und erhielten über drei Wochen verdünntes Insulin und anschließend für weitere drei Wochen Insulin mit Standardstärke, bzw. umgekehrt. Im Laufe der Pilotstudie wurden sehr wenige hohe oder niedrige Blutzuckerwerte beobachtet. Ferner wurden korrektive Insulininjektionen und Bluttests per Fingerstich vollständig beseitigt, und somit gezeigt, dass das System den Blutzuckerspiegel von Kindern effektiver regulieren kann, als derzeit angewandte Behandlungsmethoden. Die Studie führte zudem zu unerwarteten Ergebnissen für die Forscher. Auf der Projektwebsite wurde zunächst die Hypothese aufgestellt, verdünntes Insulin führe „zu einem stabileren Blutzuckerspiegel, da Ungenauigkeiten verringert werden, die durch die Verabreichung winziger Mengen Insulin verstärkt werden.“ Stattdessen zeigten die Ergebnisse, dass Kinder, welche die künstliche Bauchspeicheldrüse verwendeten, gar kein verdünntes Insulin benötigten – was in Anbetracht der Tatsache, dass Insulin mit Standardstärke sicherer und einfacher überwacht werden kann, ein Vorteil ist. Im Weiteren wird über KidsAP eine größere Studie mit bis zu 94 Kindern in der gleichen Altersgruppe durchgeführt. Im Rahmen einer zwölfmonatigen Behandlung wird die eine Hälfte der Kinder eine künstliche Bauchspeicheldrüse und die andere Hälfte eine hochmoderne Insulinpumpe verwenden, um die Sicherheit und Wirksamkeit des Produkts eingehender zu prüfen. Weitere Informationen: KidsAP-Projektwebseite

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Vereinigtes Königreich

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