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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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EU-Projekt hilft überlasteten Polizeibeamten

Europäische Kommunikationsunternehmen, Forschungsinstitute und Polizeikräfte haben sich zusammen getan, damit Polizeibeamte auf dem Motorrad ihre Arbeit sicherer, effizienter und effektiver durchführen können, indem sie ihnen eine neue Art der Informationsverarbeitung und Erfü...

Europäische Kommunikationsunternehmen, Forschungsinstitute und Polizeikräfte haben sich zusammen getan, damit Polizeibeamte auf dem Motorrad ihre Arbeit sicherer, effizienter und effektiver durchführen können, indem sie ihnen eine neue Art der Informationsverarbeitung und Erfüllung von Anforderungen anbieten. Das MOVEON ("Multi-modal and multi-sensor zero-distraction interaction interface for two wheel vehicles ON the move")-Projekt erhielt unter dem Themenbereich "Technologien für die Informationsgesellschaft" (IST) des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) fast 2 Mio. EUR. Ein Polizeibeamter auf dem Motorrad muss im Falle eines Notfalls viele Informationen auswerten und wichtige Entscheidungen treffen. Ein Forschungsprogramm unter der Leitung von Mitgliedern aus dem privaten und öffentlichen Bereich aus der gesamten EU, einschließlich Microtech International in Polen, West Midlands Police im Vereinigten Königreich, Thales Communications in Frankreich sowie der Universität Patras in Griechenland hat zum Ziel, mit Hilfe modernster Technik eine potentiell gefährliche Informationsüberlastung zu vermeiden. "Durch die beschränkten Möglichkeiten der Geräte, die die Beamte heutzutage mit sich tragen, können sie oft nicht optimal handeln", erklärt Dr. Elias Kalapanidas, technischer Leiter des MOVEON-Projekts von der Abteilung für Elektro- und Computertechnik der Universität Patras. "Das Projekt soll gewöhnliche Betriebsprozesse wie das Wechseln des Kommunikationskanals einfacher und schneller machen und so die Menge der Informationen maximieren, die ein Beamter senden und empfangen kann, ohne dabei abgelenkt zu werden oder das Motorrad anhalten zu müssen", erläutert er. Auf Grundlage eingehender Untersuchungen von lebensnahen Situationen und den von den Polizeibeamten erläuterten Anforderungen, hat das italienische Automobilunternehmen Pininfarina einen Spezialhelm entwickelt, der virtuell mit Hilfe der computergestützten Strömungssimulation (CFD) getestet wurde. Ein MOVEON-Prototyp wurde bereits im Vereinigten Königreich in der Praxis getestet und Dr. Kalapanidas arbeitet gegenwärtig mit anderen Vertriebspartnern des Konsortiums zusammen an der Entwicklung von Produkten für den weltweiten Gebrauch, nicht nur durch Polizeiorganisationen, sondern auch Feuerwehr und andere Notdienste. Die MOVEON-Partner haben erkannt, dass das bloße Eintrichtern von mehr Informationen an den Beamten auf dem Motorrad - zum Beispiel durch ein GPS-Display (global positioning system) oder einem Touchscreen auf dem Ärmel - nicht unbedingt hilfreich bei der effizienteren Durchführung der Mission ist, und das Informationen, zum falschen Zeitpunkt übertragen, zu gefährlichen Situationen und einer Überforderung des Beamten führen können. Als Reaktion darauf kreierten sie den MOVEON-Prozessor, der biometrische Informationen mit den jüngsten Interaktionen des Beamten kombiniert, sowie mit Daten zur Fahrsituation wie Geschwindigkeit, Beschleunigung, Neigung des Motorrads sowie Nähe zu einer Straßenkreuzung. "Wir haben einen Algorithmus geschaffen, der all diese Informationen zusammenfasst und so die allgemeine kognitive Belastung für den Fahrer einschätzt, sowie die Anforderungen, die an die visuellen, akustischen und taktilen Fähigkeiten gestellt werden", erklärt Dr. Kalapanidas. "Auf dieser Grundlage können wir den zu diesem Zeitpunkt besten Informationsweg auswählen." Mehr noch: Wenn das System zu dem Schluss kommt, dass noch mehr Informationen den Beamten überfordern würden, stoppt es vorrübergehend jede Kommunikation. "Sinkt die Belastung unter den Grenzwert, beginnt auch wieder der Informationsfluss", sagt er. Ein Motorrad in voller Fahrt ist sehr laut, insofern mussten die Forscher ein Spracherkennungssystem entwickeln, das die Befehle des Beamten trotz des Geräuschpegels verstehen kann. Laut Dr. Kalapanidas bestand "die Herausforderung nicht in einem großen Vokabular, sondern in einem sehr robusten Spracherkennungsalgorithmus, der die Sprache aus vielen Geräuschen in der Umgebung extrahieren kann". Und da es Situationen gibt, in denen verbal geäußerte Befehle nicht funktionieren, haben die Forscher die Beamten noch mit einer unabhängigen berührungsempfindlichen Steuerung ausgestattet. Gesteuert wird das MOVEON-System durch einen am Motorradlenker befestigten Joystick oder über einen Touchscreen im Jackenärmel. "Die zwei Steuerungselemente ergänzen sich gegenseitig, sodass Befehle sehr zuverlässig eingeben werden können", schließt Dr. Kalapanidas.

Länder

Griechenland, Vereinigtes Königreich

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