CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Medieval landscapes in the Horn of Africa. State, territory and materiality of the Adal Sultanate (15th-16th centuries AD).

Article Category

Article available in the following languages:

Innovativer Ansatz beleuchtet die mittelalterliche Zeit am Horn von Afrika

Ein EU-finanziertes Projekt erforscht Territorium und Überreste des Sultanats Adal aus archäologischer Perspektive.

Gesellschaft icon Gesellschaft

Die Kulturlandschaft des Sultanats Adal, das als Staat im 15. und 16. Jahrhundert einen Großteil des heutigen Somaliland und südlichen Äthiopien beherrschte, war von zentraler Bedeutung für die wichtigsten Ereignisse in der neuzeitlichen Geschichte am Roten Meer. Die Geschichte dieses Staates ist zwar durch einige Schriftquellen belegt, wurde aber bisher noch nicht tiefgründig archäologisch untersucht.

Aus der Perspektive einer Landschaftsarchäologie

Das Projekt MEDLAND_HORN.AFRICA wollte vor allem im westlichen Somaliland erforschen, wie die Beziehungen zwischen den verschiedenen Gemeinschaften in der Region gestaltet waren und wie sie eine gemeinsame Landschaft innerhalb der internationalen Wirtschaftsordnung aufbauen konnten. Der Marie-Skłodowska-Curie-Stipendiat Jorge de Torres Rodríguez erklärt dazu: „Im Projekt wurden vorgefertigte Konzepte wie die Dichotomie zwischen Stadtbewohnern und Nomaden aufgebrochen, aber auch die angenommene Unumkehrbarkeit von Urbanisierungsprozessen hinterfragt. Wir wollten herausarbeiten, wie und warum Gemeinschaften mit so unterschiedlichen Lebensstilen miteinander interagieren, gemeinsame Interessen haben und gemeinsame Dinge unternehmen konnten und in welcher Beziehung sie zu den staatlichen Strukturen standen, die in ihrem Gebiet vorherrschten.“ Das Projekt hatte einen ehrgeizigen Plan vorgelegt, um ökologische, archäologische und historische Daten zum Sultanat Adal zu sammeln und zu verarbeiten. Daraus entstand vor allem eine Datenbank aus geografischen Informationssystemen, in der archäologische und geografische Informationen aus dem westlichen Somaliland zusammengetragen werden. Außerdem wurden in mehreren Publikationen die archäologischen Projektergebnisse sowie ein Interpretationskonzept vorgestellt, das erstmals das Verhältnis zwischen Nomaden und Siedlungen in Somaliland zusammenhängend betrachtet. „Ausgehend von dieser Interpretation erfahren wir mehr darüber, wie Gemeinschaften mit radikal unterschiedlichen Lebensstilen, materiellen Kulturen und Landschaften eine gemeinsame Identität aufbauen und zusammenarbeiten konnten“, merkt Torres Rodríguez an. Die Arbeiten im Projekt haben zu einem genaueren historisch eingeordneten Diskurs über Somalia beigetragen, dessen ältere Geschichte fast unbekannt war, und ermöglichen es der Bevölkerung in Somaliland, mehr über ihr eigenes archäologisches Erbe zu erfahren. Die neue breite Aufmerksamkeit für die Archäologie in Somaliland, die auch durch das Projekt vorangetrieben wird, ruft den Verantwortlichen außerdem deren Schutzwürdigkeit ins Bewusstsein.

Mehr Fragen als Antworten

Trotz der soliden neuen Erkenntnisse haben sich im Projekt auch unbeantwortete Fragen ergeben. De Torres Rodríguez erläutert: „Wir haben eine zufriedenstellende Menge an Informationen über die Archäologie im mittelalterlichen Somaliland gesammelt und die Grundlagen für ein Interpretationskonzept rund um die in dem Gebiet lebenden Gemeinschaften gelegt, doch im Laufe unserer Arbeiten ist uns klar geworden, dass die Beziehungen zwischen diesen Gruppen nur eine Facette einer weit komplexeren Wirklichkeit sind.“ Die Forschung im Projekt war also wie ein erster Anstoß für ein ganz neues Verständnis von mittelalterlicher Archäologie in Somaliland und reicht weit über die ursprünglich gesetzten Ziele hinaus.

Somaliland weiter im Fokus

De Torres Rodríguez wird seine archäologischen Forschungen in Somaliland im neuen EU-finanzierten Projekt StateHorn weiterführen. „Darin will ich herausfinden, warum die mittelalterlichen Staaten am Horn von Afrika im Vergleich zu den heutigen Regierungskrisen in der Region so stabil waren.“ StateHorn wird auf den Prozessen aus dem Vorgängerprojekt aufbauen sowie die Daten und Erkenntnisse daraus übernehmen und einbeziehen. „Viele Ziele werden für das neue Projekt angepasst oder erweitert, damit die Informationen aus MEDLAND_HORN.AFRICA auf jeden Fall weiter in akademischen und sozialen Foren veröffentlicht und verbreitet werden“, so de Torres Rodríguez abschließend.

Schlüsselbegriffe

MEDLAND_HORN.AFRICA, Somaliland, mittelalterlich, Mittelalter, Archäologie, Sultanat Adal, Horn von Afrika

Entdecken Sie Artikel in demselben Anwendungsbereich