CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Novel closed-cage system for high-value marine aquaculture

Article Category

Article available in the following languages:

Neues geschlossenes Käfigsystem für die Fischzucht in offenen Gewässern

Mit EU-Fördermitteln wurde ein geschlossenes Käfigsystem für die umweltfreundliche und biologisch sichere Aufzucht von Atlantischem Lachs entwickelt. So könnte der Kontakt zwischen Zuchtfischen und natürlicher Meeresumwelt vermieden werden, was das Risiko von Umweltverschmutzungen und Infektionsausbrüchen verringert.

Klimawandel und Umwelt icon Klimawandel und Umwelt
Lebensmittel und natürliche Ressourcen icon Lebensmittel und natürliche Ressourcen

Seit einigen Jahren stagniert die Produktion von Atlantischem Lachs in Norwegen aufgrund temporärer staatlicher Restriktionen, die Infektionsübertragungen, den Befall mit Seeläusen und das Entweichen von Zuchtfischen verhindern sollen. Diesen Risiken für die marine und ökologische Artenvielfalt kann gegengesteuert werden, wenn Atlantischer Lachs in geschlossenen Aquakultursystemen aufgezogen wird. So entwickelte das EU-finanzierte Projekt NEPTUN im Rahmen eines Pilotvorhabens eine neue Generation schwimmender Käfigsysteme für die küstennahe Aufzucht, die alle technischen Anforderungen zur Aufzucht von Lachs in autarken Aquakultursystemen erfüllt. „Die Technologie von NEPTUN soll die größten Probleme bei Aquakulturen lösen, um Wachstumsraten zu maximieren und eine wissensbasierte Entscheidungsgrundlage für Fischzuchtbetriebe zu schaffen“, erklärt Projektkoordinator Håkon Lund Bondevik, der für das norwegische KMU Aquafarm Equipment tätig ist.

Innovatives Design

Das geschlossene Aquakultursystem von NEPTUN kombiniert ein undurchlässiges und langlebiges Glasfasergehäuse mit innovativer Lukentechnologie, die das Entweichen von Fischen verhindert und den Einsatz von Chemikalien gegen Seeläuse und Algenwachstum erübrigt. Acht separate justierbare Wassereinlässe in 25 bis 35 Meter Tiefe verhindern, dass möglicherweise parasitenkontaminiertes Wasser von der Oberfläche in den Käfig gepumpt wird. Dabei wird das Wasser durch ein Sieb gefiltert und durchfließt jeweils acht Wasseraufbereitungsanlagen, bevor es in den 21 000 Kubikmeter großen Glasfaserkäfig gelangt. Grundlage dieser hochtechnischen Wasseraufbereitungsanlage ist ein schwimmender Kragen mit einem Partikelfilter, einem UV-Reaktor und einem System zur Sauerstoffanreicherung. Der Käfig ist für signifikante Wellenhöhen von bis zu 2 Metern und die effiziente Ausleitung von Abwasser und Schlämmen ausgelegt. Zusätzlich können die Reststoffe aus der Zuchtanlage auch über eine Rohrleitung zu einem speziell entwickelten Abfalltrenner transportiert werden, wo sie entwässert und später der Aufbereitung zugeführt werden. Da alle Produktionsparameter des NEPTUN-Systems protokolliert werden, steht Zuchtbetrieben nun eine analytische, wissensbasierte Entscheidungsplattform zur Verfügung, die Betriebskosten senkt und das Tierwohl wie auch die Sicherheit für Beschäftigte verbessert. Über eine interne Strömung wird die Meeresströmung simuliert und kontinuierlicher Durchfluss im Käfig gewährleistet, was für optimale Schwimmgeschwindigkeit und –bewegung der Zuchtfische sorgt. Wie Tests ergaben, konnten Futterverwertung und Überlebensraten verglichen mit den herkömmlichen offenen Aquakultursystemen signifikant verbessert werden.

Vorteile in vieler Hinsicht

Das von NEPTUN entwickelte System ist groß und robust genug, um umweltbedingten Herausforderungen standzuhalten, denen küstennahe Aquakulturanlagen unterliegen, sodass sich die maximal zulässige Biomasse und größere Fischdichten erreichen lassen, ohne die Gesundheit der Fische oder die Umwelt zu schädigen. Das Ergebnis der Forschungsarbeit des Horizont-2020-Projekts ist ein voll funktionsfähiges geschlossenes Aquakultursystem mit einem Bestand von derzeit 775 000 Junglachsen (Smolts), die im Tank verbleiben, bis sie ein Kilogramm schwer sind. Zur Erreichung des Schlachtgewichts werden die Fische dann in eine offene Aquakulturanlage überführt. Die Vorteile eines solchen geschlossenen Käfigsystems sind vielfältig: etwa der Wegfall chemischer Entlausung, bessere Futterverwertung, niedrigere Sterblichkeit, Kontrolle der Wasserqualität sowie ausreichende Sauerstoffsättigung. „Prinzipiell wird NEPTUN mit seinem Konzept das technologisch und biologisch Machbare neu definieren. So zeichnet sich in der Fischzucht eine umfassende Transformation von der erfahrungsbasierten zur wissensbasierten Branche ab, und wir möchten hierzu unseren Beitrag leisten“, schließt Lund Bondevik.

Schlüsselbegriffe

NEPTUN, Aquakultur, Atlantischer Lachs, Futter, Seelaus, Abwasser, geschlossene Aquakultursysteme

Entdecken Sie Artikel in demselben Anwendungsbereich