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WeCount: Citizens Observing UrbaN Transport

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Stärkung der Rolle der Bevölkerung in der städtischen Verkehrspolitik

In der Stadtpolitik wissen die Bürgerinnen und Bürger oft selbst, was verbessert werden muss. Im Rahmen eines EU-finanzierten Projekts wurden in fünf europäischen Städten kostengünstige Verkehrsüberwachungssysteme installiert, die es der Bevölkerung ermöglichen, die städtische Verkehrspolitik mitzugestalten.

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Der Verkehr ist etwas, das die meisten Bewohnerinnen und Bewohner von Städten betrifft, ob sie nun im Stau stehen, zu lange auf öffentliche Verkehrsmittel warten, versuchen, sich zu Fuß durchzuschlagen, oder unter der Umweltverschmutzung leiden. Im EU-finanzierten Projekt WeCount (Citizens Observing UrbaN Transport) wurde die Bevölkerung in die Erhebung von Verkehrsdaten einbezogen und erhielt so die notwendigen Informationen, um neue verkehrspolitische Maßnahmen vorzuschlagen. „Das Ziel unseres Projekts war es, die Öffentlichkeit in die Lage zu versetzen, einen politischen Entscheidungsprozess zu initiieren, indem wir sie Verkehrsdaten mit einem automatischen Sensor sammeln ließen“, erklärt Kris Vanherle, WeCount-Projektkoordinator bei Transport & Mobility Leuven. „Wir wollten die Menschen befähigen, Verkehrsdaten zu sammeln und zu analysieren und Lösungen für lokale Mobilitätsprobleme zu finden.“ Im Rahmen des WeCount-Projekts wurden fünf erfolgreiche Fallstudien mit Hunderten Mitwirkenden in Cardiff, Dublin, Leuven, Ljubljana und Madrid durchgeführt. „Wir haben gezeigt, dass der Ansatz für verschiedene Städte mit unterschiedlichen Kultur- und Mobilitätsproblemen funktioniert“, sagt Vanherle. „In allen Fällen gibt es Beispiele für Veränderungen vor Ort, wie zum Beispiel Geschwindigkeitsschwellen, niedrigere Geschwindigkeitsbegrenzungen und Veränderungen im Verkehrsfluss – als direktes Ergebnis der Aktionen der teilnehmenden Bevölkerung“, fügt er hinzu.

Lokales Wissen nutzen

WeCount nutzte einen bestehenden Sensor zur Verkehrszählung, der unter dem Namen Telraam bekannt ist: ein kostengünstiges Hightech-Gerät, das die teilnehmende Stadtbevölkerung in den Fenstern ihrer Häuser montieren kann, um den vorbeifahrenden Verkehr zu überwachen. Diese Sensoren senden die Daten an eine spezielle Softwareplattform, die allen Beteiligten einen einfachen Zugang zu den Daten und deren Visualisierung ermöglicht. „Wir haben diese Sensoren und die Plattform verbessert, um die Benutzerfreundlichkeit und die Installation aus der Sicht der Bürgerinnen und Bürger zu verbessern und die Verwaltung des Bürgerwissenschaftsprojekts aus der Sicht der Forschenden zu erleichtern“, erklärt Vanherle. Obwohl die Technologie eine wichtige Komponente von WeCount war, ist es in erster Linie ein bürgerwissenschaftliches Projekt, fügt er hinzu. „Wir haben uns mit der Bevölkerung zusammengetan, um die Sorgen über den lokalen Verkehr, die Datenerfassung selbst, die Interpretation der Daten und die Herstellung einer Brücke zur politischen Ebene zu verstehen, um einen Dialog zu fördern.“ Die Einheimischen sind gut in der Lage, spezifische lokale Probleme zu verstehen und können die manchmal kontraintuitiven Trends in den Verkehrsdaten erklären. Während es beispielsweise morgens und abends typische Verkehrsspitzen gibt, zeigen einige lokale Straßen seltsame Nutzungsmuster, die Sachverständige auf dem Gebiet der Verkehrspolitik am Schreibtisch vielleicht nicht nachvollziehen können.

Stadtpolitik durch Einbeziehung der Öffentlichkeit

Das WeCount-Team wollte ein System schaffen, das von den Einwohnerinnen und Einwohnern anderer europäischer Städte im Rahmen künftiger bürgerwissenschaftlicher Projekte nachgeahmt werden kann. Es entstanden auch zwei Kurzdarstellungen zur Stadtpolitik: Die eine befasst sich mit Herausforderungen bei der Anpassung der bürgerwissenschaftlichen Methodik an eine Online-Umgebung, die aufgrund der durch die COVID-19-Pandemie verursachten Einschränkungen notwendig war. Die zweite zeigt die Erfolgsgeschichten von WeCount und wie die daraus gezogenen Lehren besser in die künftige Stadtpolitik einfließen können. „Letztendlich hat das Projekt zudem lokale und regionale Behörden und Städte einbezogen, um das Potenzial der Einbeziehung der Öffentlichkeit in den Prozess der Datenerfassung zu vermitteln“, sagt Cláudia Ribeiro, Projektbeauftragte bei POLIS, dem Netzwerk für europäische Städte und Regionen, die für nachhaltige urbane Mobilität zusammenarbeiten. „Dies kann dazu führen, dass die politischen Entscheidungsorgane fundiertere Entscheidungen über Verkehrsplanung und Verkehrsmanagement treffen können“, fügt sie hinzu.

Schlüsselbegriffe

WeCount, Verkehr, Stadt, Zählung, Bürgerinnen und Bürger, Wissenschaft, Sensor, Politik, Daten, Beweise

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