Modelle für glutamatbedingte Krankheiten
Eine veränderte Glutamatransmission ist Teil zahlreicher psychischer Störungen wie Schizophrenie, Angststörungen und kognitive Störungen. Es stehen jedoch wenige vorklinische Modelle zur Verfügung, die zur Untersuchung der Auswirkung von Glutamat auf den Ausbruch und die Entstehung solcher Krankheiten und zur Prüfung neuer Medikamente verwendet werden können. Zur Lösung dieses Problems konzentrierte sich das EU-Projekt Aglaea auf die Entwicklung von In-vivo-Modellen der selektiven, partiellen Zerlegung von spezifischen Komponenten des glutamergen Systems des Gehirns. Genauer gesagt beschlossen die Projektpartner, die Expression des Glutamat-Membrantransporters (EAAT2/GLT-1) und des vesikulären Membrantransporters (VGLUT1) abzuschalten, zwei Proteine, die an der Erhaltung bzw. Freisetzung von Glutamat beteiligt sind. Eine selektive Proteinzerlegung wurde durch die Verabreichung kleiner RNAs (sogenannter siRNAs bzw. small interfering RNAs) direkt in die Hirnventrikel des Tieres erreicht. Die Verhaltensanalyse deutete darauf hin, dass die Unterbrechung des GLT1-Transporters ein anxiogenes Verhalten bewirkt, während eine Zerlegung von VGLUT1 bestimmte Aspekte der Kognition beeinträchtigt. Zudem nutzen Wissenschaftler diese Modelle, um verschiedene Medikamente und antagonistische Präparate zu untersuchen, die die beobachteten Phänotypen umkehren könnten. Die Ergebnisse verdeutlichten das Potenzial der vorklinischen Modelle zur Bewertung des therapeutischen Werts neuer Präparate. Die Erkenntnisse des Projekts Aglaea boten einen unschätzbaren Einblick in der Rolle, die Glutamat für das kognitive Verhalten spielt. Des Weiteren werden die vorklinischen Modelle den Weg für eine neue Generation von transgenen Tieren bereiten, mit denen die neurobiologischen und neurochemischen Grundlagen verschiedener psychischer Störungen untersucht werden können.