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Inhalt archiviert am 2022-12-21

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Studien: Frauen unterrepräsentiert im RP5

Mehrere Studien über den Frauenanteil im Fünften Rahmenprogramm (RP5) der Europäischen Kommission sind zu dem Ergebnis gekommen, dass Frauen in fast allen Bereichen unterrepräsentiert sind. Die Studien betreffen sechs Unterprogramme des RP5 und befassen sich mit der Zahl der ...

Mehrere Studien über den Frauenanteil im Fünften Rahmenprogramm (RP5) der Europäischen Kommission sind zu dem Ergebnis gekommen, dass Frauen in fast allen Bereichen unterrepräsentiert sind. Die Studien betreffen sechs Unterprogramme des RP5 und befassen sich mit der Zahl der Frauen, die an von der EU finanzierten Projekten als Wissenschaftlerinnen oder in der Auswertung von Projektvorschlägen beteiligt sind, dem Frauenanteil innerhalb der Kommission und der Frage, ob die geförderten Forschungsprogramme auf die Bedürfnisse der Frauen eingehen. Die Studien enthalten verschiedene Vorschläge für Maßnahmen zur Verbesserung der Stellung der Frauen in der EU-Forschung, darunter die bessere Verbreitung einer fundierteren politischen Botschaft, die Verbesserung der Fähigkeiten der Kommission, Politik praktisch umzusetzen, und die Gleichstellung der Geschlechter in der Dokumentation und Durchführung von Programmen sowie im Bewertungsprozess. In den Empfehlungen heißt es, die Gemeinschaftspolitik in der Gleichstellung und Gleichbehandlung der Geschlechter solle in allen Bereichen des Programms, von seinen Hauptzielen bis zu den Anweisungen für Antragsteller und den Bewertungskriterien, Berücksichtigung finden. Darüber hinaus sollten Aussagen über die Bedeutung des Beitrags der Frauen für die Wissenschaft einen höheren Stellenwert erhalten. Dies gelte etwa für die Websites Europa und CORDIS. Die Verantwortlichen für die Durchführung der Studien stellten fest, dass die Kommission fest entschlossen ist, die Chancengleichheit auf politischer Ebene umzusetzen. Sie betonten jedoch, dass es an einer Strategie mangele, um dies bei der Programmdurchführung in die Praxis umzusetzen. "Das Engagement der Verwaltung muss durch Organisationsverfahren unterstützt werden, die die Zuständigkeit der Programmverantwortlichen für die technische Umsetzung einführen", heißt es in dem zusammenfassenden Bericht. Daneben empfehlen die Studien, dass die Kommission den Mitarbeitern Schulungen zu geschlechterspezifischen Fragen anbieten und stärker als bisher versuchen soll, Frauen in der BesoldungsgruppeA zu beschäftigen. Außerdem empfehlen die Studien die Einführung des Geschlechts als Forschungsgegenstand in allen Arbeitsprogrammen und die Gründung einer Arbeitsgruppe, die alle Entwürfe von Arbeitsprogrammen auf geschlechterspezifische Fragen prüft. In Vorschlagsunterlagen sollten Aussagen aufgenommen werden, die Antragsteller auffordern, eine geschlechterbewusste Forschung zu betreiben. Sie sollten Anhaltspunkte beinhalten, wie die verschiedenen Endverbraucher-Gruppen der erzielten Ergebnisse und/oder der hervorgebrachten Technologien berücksichtigt werden sollen, und deren sozioökonomisches Profil beschreiben, heißt es in den Studien weiter. Antragsteller sollten überdies aufgefordert werden, Angaben darüber zu liefern, wie sie die gleichgewichtige Beteiligung von Frauen und Männern an Maßnahmen erreichen wollen, und nach Geschlechtern aufgeschlüsselte Statistiken zu liefern, aus denen sich die Geschlechtquote in den Projektteams ergibt. Ferner empfehlen die Studien, dass Nutzer der CORDIS-Partner-Datenbank die Möglichkeit erhalten sollten, bei der Anmeldung ihre Erfahrung in geschlechterspezifischen Fragen als übergreifenden Punkt innerhalb des Abschnitts "Fähigkeiten und Kompetenzen" anzugeben. Die Studien kamen zu dem Ergebnis, dass die Beteiligung der Frauen an RP5-Projekten niedrig ist. Die Untersuchung über den Bereich Technologien der Informationsgesellschaft (IST) analysierte die Arbeitsstunden von wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen an Projekten und kam zu dem Ergebnis, dass die Beteiligung von Frauen vor dem Hintergrund der Personalstruktur der betreffenden Stellen unverhältnismäßig gering ist. Was den Umweltbereich anbelangt, kam man zu dem Ergebnis, dass weibliche Projektpartner in allen Leitaktionen weniger als 20Prozent ausmachen. Das Programm "Innovation und Einbeziehung der KMU" weist der Studie zufolge mit 20Prozent den höchsten Anteil an weiblichen Koordinatoren auf, während das IST-Programm mit 11Prozent das Schlusslicht darstellt. Die Untersuchung beschäftigte sich auch mit dem Anteil der Frauen in externen Beratergruppen - Stellen, die der Kommission unabhängige Beratung zu Fragen des Inhalts und der Richtung der Forschung unter dem RP5 bieten. Die Kommission war bestrebt, zur systematischeren Erfassung des Frauenanteils sowohl in Beratergruppen als auch Entscheidungsgremien anzuregen. Dieser Prozess befindet sich jedoch noch in einem frühen Stadium, sodass eine ausführliche Analyse noch nicht möglich ist. Dennoch ergaben drei der Studien, dass die Kommission den vorliegenden Zahlen zufolge den angestrebten Frauenanteil von 40Prozent in externen Beratergruppen erreicht hat. Die Einführung dieses Ziels war Teil der Politik der Kommission zur Chancengleichheit der Geschlechter. Die Programme "Ausbau des Potenzials an Humanressourcen" und "Umwelt und nachhaltige Entwicklung" haben beide dieses Ziel erreicht. In den Programmausschüssen, die sich aus Vertretern der Mitgliedstaaten und von assoziierten Staaten zusammensetzen und die Kommission bei der Verwaltung und Umsetzung des RP5 unterstützen, ergaben die Studien, dass die Anzahl der beteiligten Frauen von Projekt zu Projekt stark schwankt. Manche Studien gingen ausführlicher auf diesen Punkt ein und erkannten, dass weibliche Fachleute viel öfter als Berater denn als Entscheidungsträger auftreten. Positivere Ergebnisse brachten Analysen der Frauenquote in Überwachungsgremien, die für die Erstellung von Berichten über den Fortschritt der Umsetzung eines Programms zuständig sind. Nachdem die Kommission eine Maßnahme zur Besetzung einiger dieser Gremien mit Frauen gestartet hatte, stieg ihr Anteil auf 20 bis 50Prozent. In den mit der Auswertung befassten Fachgremien sucht man solche positiven Ergebnisse leider vergeblich. Ein allgemeiner Frauenmangel bei den Fachleuten, praktische Zwänge (da die Treffen in Brüssel stattfinden und mehrere Tage dauern) und Auflagen in Verbindung mit den Auswahlverfahren führen dazu, dass Frauen in diesem Bereich kaum vertreten sind. Zu den Auflagen des Auswahlverfahrens zählen die bisherigen Erfahrungen, wobei vorher ausgewählte Bewerber den Vorzug erhalten, und die Bestimmung, dass Sachverständigen-Bewertungsgremien rotieren. Was die Vertretung der Geschlechter unter den Mitarbeitern der Europäischen Kommission anbelangt, ergaben die Untersuchungen, dass in den meisten Programmen eine ausgeprägte vertikale Trennung besteht. Allerdings wurden in einigen Programmen bemerkenswerte Fortschritte erzielt: im Humanpotenzial-Programm etwa sind nun 40Prozent der Stellen der BesoldungsgruppeA von Frauen besetzt. Die Studie über das Programm "Lebensqualität" ergab eine deutliche vertikale Trennung der Frauen innerhalb der BesoldungsgruppeA und einige Hinweise auf eine horizontale Trennung, sodass Frauen und Männer in bestimmten Forschungsbereichen oder Fächern konzentriert sind. Aus der Untersuchung ergab sich die Sorge, dass die potenziell von Männern dominierte Kultur der für die Programmumsetzung zuständigen Dienststellen der Kommission ein größeres Bewusstsein für Geschlechterfragen behindern könnte. "Diese Fragen müssen von den ersten Phasen des Programms - etwa der Erstellung von Werbematerial und Informationstagen - an berücksichtigt werden. Außerdem lässt ein Programm, dass sich nach außen als "Männerprogramm" darstellt, Frauen vor einer Beteiligung zurückschrecken", heißt es im zusammenfassenden Bericht über die Studie. Alle Studien kamen zu der Schlussfolgerung, dass der geschlechterspezifische Aspekt in den RP5-Arbeitsprogrammen unzureichend berücksichtigt ist und die geschlechter- oder frauenspezifische Forschung im Allgemeinen nicht zu den Themen der Arbeitsprogramme gehört. Die Studie über den Umwelt-Bereich bemerkt, dass von 2125durchgesehenen Vorschlägen nur ein einziger das Wort "Frauen" enthält, während die Humanpotenzial-Studie feststellt, dass sich acht Prozent der untersuchten Vorschläge mit geschlechterspezifischen Fragen beschäftigen. Wie die anderen Programme auch, versucht das RP5-Programm "Growth", das keine Untersuchungen zur Bedeutung des Geschlechts umfasste, den Anteil der Frauen in der Wissenschaft anzuheben, und verzeichnete dabei mehrere Erfolge. Während Frauen im RP4 nur ein Prozent der Projektkoordinatoren ausmachten, erhöhte sich ihr Anteil im RP5 auf acht Prozent. Vertreter des Growth-Programms verwiesen darauf, dass die industrielle Forschung schon immer eine von Männern dominierte Umgebung darstellte, in der die Körperkraft eine wichtige Rolle spielte. Ihr Schwerpunkt hat sich nun auf die Lösung von Problemen unter Berücksichtigung der sozioökonomischen Auswirkungen verlagert, sodass die Chancengleichheit von Frauen und Männern gegeben ist.