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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Europäische Kommission ruft Mitgliedstaaten zur gemeinsamen Koordinierung ihrer Alzheimerforschungen auf

Am 22. Juli forderte die Europäische Kommission die europäischen Mitgliedstaaten auf, ihre Ressourcen zu bündeln und ihre Forschungsanstrengungen auf dem Gebiet neurodegenerativer Erkrankungen - insbesondere Alzheimer - besser zu koordinieren. Die von der Kommission angenommen...

Am 22. Juli forderte die Europäische Kommission die europäischen Mitgliedstaaten auf, ihre Ressourcen zu bündeln und ihre Forschungsanstrengungen auf dem Gebiet neurodegenerativer Erkrankungen - insbesondere Alzheimer - besser zu koordinieren. Die von der Kommission angenommenen Vorschläge gehen auf eine Aufforderung des Rates der Europäischen Union aus dem Jahre 2008 zurück, bis 2009 einen gemeinsamen Aktionsplan auf diesem Gebiet auszuarbeiten. Derzeit leiden über sieben Millionen Menschen in Europa an Alzheimer und ähnlichen Erkrankungen, beispielsweise vaskulärer Demenz. Die Belastungen, die den Gesundheitssystemen insbesondere mit dem zunehmenden älteren Bevölkerungsanteil in Europa entstehen, sind erschreckend: 21.000 EUR werden jährlich pro Patient ausgegeben, im Jahre 2005 beliefen sich die Gesamtbehandlungskosten in der EU auf annähernd 130 Milliarden EUR. "Der Verlust geistiger Fähigkeiten durch Demenz ist mehr als nur eine normale Begleiterscheinung des Alterns", sagte hierzu EU-Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou. "Und da die europäische Bevölkerung insgesamt altert, müssen wir zusammenarbeiten, um diese Phänomene besser zu verstehen und zu bekämpfen. Wir müssen den Demenzkranken unsere Solidarität zeigen, indem wir bewährte Praktiken bei der Pflege austauschen und die Patienten mit ihren Rechten und in ihrer Würde respektieren." Diagnosen werden oftmals zu spät gestellt, um den Auswirkungen solcher Erkrankungen zu begegnen, und Früherkennungsmaßnahmen sind so gut wie nicht vorhanden. Bislang existieren keine wirksamen Therapien, um den Abbauprozess im Gehirn zu verlangsamen oder zu stoppen. Fördermittel in signifikanter Höhe wurden bereits von einzelnen Mitgliedstaaten als auch im Rahmen des Sechsten und Siebten Rahmenprogramms (RP6 und RP7) der EU in Forschungsbemühungen investiert, um effiziente Vorsorge-, Diagnose- und Behandlungsangebote für Alzheimer und andere neurodegenerative Erkrankungen zu gewährleisten. Die Finanzierungsmodalitäten in der europäischen Alzheimerforschung sind jedoch komplex, da jedes Land eigene Fördersysteme, Forschungspolitiken und Organisationsstrukturen hat. Erhebliche Unterschiede bestehen außerdem zwischen den einzelnen Organisationen und Ländern hinsichtlich der Bewilligung von Fördermitteln. Die gemeinsame Programmplanung kommt für EU-Länder in Betracht, die nicht allein, sondern zusammen mit anderen Ländern einen gemeinsamen strategischen Forschungsplan erarbeiten, entwickeln und umsetzen wollen. Damit erhalten die Mitgliedstaaten die Möglichkeit, eine gemeinsame Vision zur Lösung einer der größten gesellschaftlichen Herausforderungen zu entwickeln, die kein Land allein bewältigen kann. Die Erforschung neurodegenerativer Erkrankungen dient in dieser Hinsicht als Pilotprojekt, für das bislang 20 europäische Länder ihre Bereitschaft erklärten. "Wir wollen die Forschung unterstützen, damit sie eine größere Rolle bei der Bekämpfung gesellschaftlicher Herausforderungen wie Alzheimer und ähnlicher Erkrankungen spielen kann", ergänzte EU-Wissenschafts- und Forschungskommissar Janez Potocnik. "Wenn die Mitgliedstaaten jetzt damit beginnen, ihre nationalen Programme auf der Grundlage einer gemeinsamen Agenda zu koordinieren, sind wir schon einen großen Schritt weiter. In der Empfehlung zu einer gemeinsamen Programmplanung im Bereich der Forschung, die wir heute vorschlagen, fordern wir die Mitgliedstaaten auf, sich auf ein pragmatisches Vorgehen zur Bündelung von Ressourcen und Forschungsinvestitionen zu verpflichten, um Alzheimer und andere neurodegenerative Erkrankungen effektiver bekämpfen zu können. Dieser Ansatz ist eine Chance für die europäische Wissenschaft und eine Antwort auf eine der großen Herausforderungen unserer modernen Gesellschaft." Die gemeinsame Programmplanung zur Bekämpfung neurodegenerativer Erkrankungen soll zuverlässigere Diagnoseverfahren und wirksamere Behandlungsmethoden hervorbringen. Um die Bildung der strategischen Forschungsagenda voranzutreiben, unterteilt die Kommission diese Probleme in vier Schlüsselbereiche: Früherkennung von Demenzerkrankungen und vor allem Verringerung des Risikos für Demenzerkrankungen, Verbesserung der Forschungskoordinierung zwischen EU-Ländern, Austausch der besten Praktiken sowie die Einrichtung eines Forums für Überlegungen zu Rechten, Selbstständigkeit und Würde der Patienten. "Es besteht ein tatsächlicher und dringender Bedarf, die Forschungsbemühungen europäischer Grundlagenforscher, Medizin- und Sozialforscher auf diesem Gebiet zu bündeln und zu koordinieren", heißt es im Vorschlag der Europäischen Kommission. "Da sich der Großteil der neurodegenerativen Forschung noch in der vorklinischen Phase befindet, sind öffentliche Fördermittel für Durchbrüche in Forschungsgebieten wie Biomarkern, Entwicklung neuer Maßstäbe und Methoden zur Prävention und Diagnose sowie für Tests neuer Medikamente in groß angelegten klinischen Studien unentbehrlich." In dem Vorschlag werden die Mitgliedstaaten aufgefordert, eine strategische Forschungsagenda und einen Plan zur Umsetzung von Prioritäten, Meilensteinen und zeitlichen Rahmen zu entwickeln. Dazu zählt u.a.: "der Austausch von Informationen über nationale Programme, Forschungsaktivitäten und Gesundheitssysteme; Identifizierung von Bereichen, die durch Koordination profitieren können; gemeinsame Ausschreibungen oder das Bündeln von Ressourcen; verbesserte fach- und sektorübergreifende Mobilität und Ausbildung; Analyse gemeinsamer Nutzungsmöglichkeiten von Forschungsinfrastrukturen und der Vernetzung von Forschungszentren." Das neue Konzept einer gemeinsamen Programmplanung ist die erste von vielen geplanten Kooperationsbemühungen und stellt einen wichtigen Schritt für die Kampagne der Kommission "Europa für Patienten" dar, um die europäische Gesundheitsversorgung zu verbessern.

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