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Inhalt archiviert am 2023-03-23

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Durchbruch in der Genforschung ebnet den Weg für bessere Schutzmaßnahmen

Ein genaues Verständnis, wie Tiere sich an den Klimawandel anpassen konnten, könnte Auswirkungen auf die Ausarbeitung künftiger Maßnahmen zu ihrer Erhaltung haben.

Indem man herausfindet, wie sich Pferde in Ostsibirien in weniger als 800 Jahren an Temperaturen von minus 70 Grad anpassen konnten, könnte man besser verstehen, wie der Klimawandel sich auf die Arten in der ganzen Welt auswirken würde. Dies wiederum könnte zur Entwicklung maßgeschneiderter Schutzprogramme, zur Erhaltung der gefährdeten Populationen führen. Ein solches Programm wurde vor kurzem vorgestellt, um das Przewalskipferd zu bewahren, die letzte wirklich wilde Pferderasse auf der Erde. Das EU-finanzierte Projekt YAKUT konzentrierte sich auf das jakutische Pferd, das sich auf verblüffende Weise an das Leben in der kalten Arktis angepasst hat. Diese Pferde besitzen eine außergewöhnliche Haardichte und können ihren Stoffwechsel regulieren. Durch den Einsatz innovativer genomischer Technologien und modernster Verfahren zur Erforschung alter DNA ist es dem Team von YAKUT gelungen, die Entwicklungsgeschichte dieser Spezies zusammenzufügen, indem sie es bis zur Zuwanderung der Jakuten zurückverfolgten, die im13.–15. Jahrhundert nach Christus stattfand. Jakutische Pferde sind daher direkt mit den domestizierten Pferde in der Mongolei verwandt. Die Ergebnisse, die in einer aktuellen Ausgabe von „Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) veröffentlicht wurden, haben wichtige Auswirkungen auf das Verständnis darüber, wie Arten sich an veränderte klimatische Bedingungen anpassen können, und werden bei der Ausarbeitung gut funktionierender Managementstrategien helfen, damit dieses einzigartige genetische Erbe erhalten werden kann. Das Projektteam konnte die Gene identifizieren, die für diese Anpassungen verantwortlich sind. Daraus wurde die Schlussfolgerung gezogen, dass die Anpassung der jakutischen Pferde an ihre Umwelt durch eine massive Umprogrammierung der Genexpression erfolgte. Dazu gehörte auch die Anpassung biologischer Funktionen, wie hormonelle Reaktionen auf Kälte und die Produktion von chemischen Verbindungen, die gegen Frost schützen. Diese bemerkenswerten Anpassungen erfolgten in weniger als 800 Jahren und sind somit ein Beispiel für die schnellste Anpassung bei Säugetieren. „Das entspricht etwa hundert Pferdegenerationen", sagt Projektkoordinator Dr.  Ludovic Orlando von der Universität Kopenhagen. „Es zeigt, wie schnell die Evolution gehen kann, wenn der Selektionsdruck für das Überleben so stark ist wie in der extremen Umgebung von Jakutien." Die Ergebnisse haben auch dazu beigetragen, das Geheimnis des Ursprungs der jakutischen Pferde zu lüften, was seit Jahren Gegenstand von Vermutungen war. Fossile Aufzeichnungen zeigen, dass seit mindestens 30.000 Jahren Pferde in der Region präsent gewesen sind, und es wurde darüber diskutiert, ob die heutigen jakutischen Pferde die direkten Nachkommen dieser heute ausgestorbenen Arten sind. Durch sorgfältige genetische Analyse konnte das Team von YAKUT Team jedoch nachweisen, dass dies nicht der Fall ist. Die jakutischen Pferde stammen vielmehr aus der Mongolei und sind zusammen mit dem Nomadenvolk der Jakuten von dort zugewandert. Das Projekt hat nicht nur hervorgehoben, welche Bedeutung die Genomforschung für das Verständnis der Auswirkungen des Klimawandels und für die Förderung von Schutzmaßnahmen hat, sondern es hat auch dazu beigetragen, die Rolle der Pferde in dieser faszinierenden Kultur zu beleuchten. Pferde waren schon immer für das Überleben und die Entwicklung der Jakuten entscheidend, denn sie haben eine Wirtschaft entwickelt, die fast ausschließlich von diesen Tieren abhängt. Während ihrer gesamten Geschichte haben die Jakuten sich für Transport und Kommunikation auf Pferde verlassen, während Pferdefleisch und -haut für das Überleben in extrem kalten Wintern äußerst wichtig waren. Die Fertigstellung des Projekts YAKUT ist für Mai 2017 geplant. Weitere Informationen erhalten Sie unter: YAKUT-Projektwebsite

Länder

Dänemark

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