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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Genanalysen offenbaren Herkunft von Tutanchamun

Ein Forscherteam in Ägypten hat mit modernsten genetischen Verfahren geklärt, wer die Eltern des berühmten Pharaos Tutanchamun waren, an welchen Krankheiten er litt und dass er offensichtlich nicht ermordet worden war. Die Wissenschaftler haben ihre Studie in der Fachzeitschri...

Ein Forscherteam in Ägypten hat mit modernsten genetischen Verfahren geklärt, wer die Eltern des berühmten Pharaos Tutanchamun waren, an welchen Krankheiten er litt und dass er offensichtlich nicht ermordet worden war. Die Wissenschaftler haben ihre Studie in der Fachzeitschrift Journal of the American Medical Association (JAMA) publiziert. Seit der britische Archäologe Howard Carter das Grab im Jahre 1922 entdeckt hatte, ist die Welt fasziniert von der Person des jungen Königs Tutanchamun. Fragen zum kurzen Leben des Königs, warum er so früh starb und wer seine Eltern waren, waren bislang unbeantwortet geblieben - nun aber wurde das Rätsel gelöst. Ermöglicht wurden die Forschungen durch Dr. Zahi Hawass, Direktor des Supreme Council of Antiquities, der Ägyptischen Altertümerverwaltung. Zwei Jahre lang haben die Forscher in einem speziell eingerichteten DNA-Labor in Kairo mit modernsten Methoden und Techniken genetische Untersuchungen an 16 Mumien durchgeführt. Ihre harte Arbeit hat sich jetzt ausgezahlt: der Vater von Tutanchamun ist der Pharao Echnaton, dessen mumifizierter Körper in einem Grab im Tal der Könige am Westufer des Nils geborgen wurde. Seine Mutter ist offenbar die sogenannte "Younger Lady", die man zusammen mit einer älteren weiblichen Mumie in einem benachbarten Grab fand. Dies ist das erste Mal, dass derart ausgedehnte genetische, forensische und radiologische Untersuchungen an Mumien durchgeführt werden konnten. Professor Albert Zink, Mitglied des Forscherteams und Anthropologe an der Europäischen Akademie Bozen (EURAC) in Italien erklärte hierzu: "Wir haben hier eine vollkommen neue Dimension der molekularen und medizinischen Ägyptologie beschritten." Um die Abstammung Tutanchamuns zu klären, analysierte das Forscherteam Knochengewebsproben bei elf Mumien aus der Verwandtschaft Tutanchamuns und bei fünf weiteren Mumien. In zweijähriger mühsamer Kleinarbeit extrahierten die Mumienforscher die DNA und erstellten genetische Fingerabdrücke für alle 16 Mumien. "Wir haben unsere Analysen mehrfach wiederholt und in einem zweiten Labor unabhängig repliziert", erklärt Dr. Carsten Pusch von der Universität Tübingen, "um mögliche Kontaminationen, d.h. Vermischungen mit moderner DNA, auszuschließen." Überrascht waren die Forscher von der vergleichsweise gut erhaltenen DNA der Mumien, was offensichtlich den speziellen Einbalsamierungstechniken für Königs- und Pharaonenmumien zu verdanken ist. Mittels DNA-Analysen konnten die Forscher den Stammbaum der Familie Tutanchamuns über fünf Generationen zurückverfolgen und mehrere Erkrankungen in Tutanchamun diagnostizieren, darunter eine Knochennekrose am linken Fuß. Die seltene Knochenerkrankung muss dem König das Gehen sehr erschwert haben. Dies erklärt wohl auch, warum man in seinem Grab zahlreiche Gehstöcke gefunden hat. Über den frühen Tod Tutanchamuns ist seit jeher viel spekuliert worden, sogar von Mord war die Rede. Den Forschern zufolge starb der König jedoch höchstwahrscheinlich an Malaria. "Tutanchamun hat an der schwersten Form von Malaria, der Malaria tropica, gelitten", erklärt Carsten Pusch. "Dies könnte zusammen mit der Knochennekrose zum Tod geführt haben." Abschließend erklärten die beiden Experten der altägyptischen Mumienforschung Professor Zink und Dr. Pusch: "Wir hatten das Glück, diese einzigartige Studie durchführen zu können, die ein jahrhundertealtes Rätsel über die Familienverhältnisse des weltberühmten Pharaos Tutanchamun gelöst hat. Und wir forschen weiter: Nofretete steht noch aus … Wir haben gerade erst ein neues Universum betreten!"

Länder

Deutschland, Ägypten, Italien, Vereinigte Staaten

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