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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Geschlechterungleichheit in der Wissenschaft ist eine "Verschwendung von Chancen und Talenten", so EU-Wissenschaftskommissar Potocnik

Obwohl die Anzahl weiblicher Wissenschaftlerinnen zunimmt, sind Frauen mit nur 30 Prozent in der europäischen Forschung noch immer unterrepräsentiert. Auch Führungspositionen in Forschung und Wissenschaft sind hauptsächlich Männern vorbehalten, wie die Ergebnisse der jüngsten ...

Obwohl die Anzahl weiblicher Wissenschaftlerinnen zunimmt, sind Frauen mit nur 30 Prozent in der europäischen Forschung noch immer unterrepräsentiert. Auch Führungspositionen in Forschung und Wissenschaft sind hauptsächlich Männern vorbehalten, wie die Ergebnisse der jüngsten statistischen Auswertung des Frauenanteils in der europäischen Forschungslandschaft, die so genannten "She Figures", verdeutlichen, die alle drei Jahre von der Europäischen Kommission und der Helsinki-Gruppe "Frauen in der Wissenschaft" herausgegeben werden. "Trotz mancher positiver Entwicklungen muss es uns zu denken geben, dass Frauen in der Forschung noch immer unterrepräsentiert sind", so der EU-Kommissar für Wissenschaft und Technologie, Janez Potocnik. "Diese Geschlechterungleichheit ist eine Verschwendung von Möglichkeiten und Talenten, die sich Europa nicht leisten kann." Allerdings zeigen sich auch positive Trends: zwischen 2002 und 2006 stieg die Anzahl der Wissenschaftlerinnen mit 6,3 Prozent pro Jahr deutlicher an als die Zahl männlicher Wissenschaftler (3,7 Prozent). Auch bei den Promotionsstellen erhöhte sich der Frauenanteil. 2006 waren 45 Prozent der Promovierenden an Frauen, verglichen mit nur 39,6 Prozent im Jahr 2001. In vielen Fachbereichen, vor allem Bildung, Geistes- und Kulturwissenschaften, Agrar- und Veterinärwissenschaften, Medizin und Sozialwissenschaften promovieren inzwischen mehr Frauen als Männer. Insgesamt steigt die Zahl weiblicher Forscher in den meisten Fachbereichen an, darunter Medizin, Geisteswissenschaften, Ingenieurwesen und Technologie sowie Sozialwissenschaften. Die Statistik weist jedoch auch starke Unterschiede zwischen den Disziplinen und Branchen aus, beispielsweise sind Frauen mit 37 Prozent in der Hochschulbildung und mit 39 Prozent in Regierungsressorts, jedoch nur mit 19 Prozent in der Wirtschaft vertreten. "Die Pro-Kopf-Investitionsausgaben für Forschung und Entwicklung sind normalerweise in der Wirtschaft am höchsten", wie es in dem Bericht heißt. "Es scheint sich eine negative Korrelation zwischen Investitionsvolumen und Frauenanteil abzuzeichnen, da im Wirtschafts- und Unternehmenssektor Frauen am stärksten unterrepräsentiert sind." Im Vergleich der Fachbereiche erhielten Frauen 64 Prozent der Promotionsstellen in der Bildung und knapp über 50 Prozent in den Geisteswissenschaften, Medizin und Sozialwissenschaften, Agrar- und Veterinärwissenschaften. Hingegen promovierten in den Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik nur 41 Prozent Frauen, in den Bereichen Ingenieurwesen, Konstruktion und Fertigung sogar nur 25 Prozent. Der Bericht arbeitete zudem einen weiteren wichtigen Aspekt heraus: die vertikale Segregation (die sogenannte "gläserne Decke"), die die Karrierechancen von Frauen behindert. Unter Studenten überwiegt bereits der Frauenanteil, auch fast die Hälfte aller Promotionsstellen geht an Frauen, wie "She Figures" verdeutlicht. Geht es jedoch um den Aufstieg auf der Karriereleiter, sind Frauen schnell weit zurückgeschlagen. 44 Prozent aller Postdoktoranden sind Frauen, 36 Prozent aller Habilitationsstellen und nur 18 Prozent aller Professuren sind von Frauen besetzt. Selbst in Fachbereichen mit den höchsten Frauenanteilen sind weibliche Professuren noch immer in der Minderzahl: nur 27 Prozent aller Professuren in den Geisteswissenschaften und 18,6 Prozent in den Sozialwissenschaften werden von Frauen eingenommen. Im Ingenieur- und Technologiebereich gibt es nur 7,2 Prozent weibliche Professoren. In lediglich 13 Prozent aller höheren Bildungseinrichtungen und 9 Prozent aller Universitäten stehen Frauen an der Führungsspitze, während Frauen in Ausschüssen mit nur 22 Prozent vertreten sind. Wie es in dem Bericht heißt, holen Frauen zwar in der Wissenschaft rapide auf, "können aber noch immer nicht gleichberechtigt an wissenschafts-, forschungs- und förderpolitischen Entscheidungsprozessen mitwirken." Und weiter heißt es: "Von wesentlicher Bedeutung ist vor allem die stärkere Repräsentation von Frauen in den wissenschaftspolitischen Ausschüssen aller Länder. Dies ist nicht nur eine Voraussetzung, um das Fortkommen von Frauen in der Wissenschaft zu stärken - Diversität fördert auch die Exzellenz in der wissenschaftlichen Forschung." "Leider gibt es hier keine Universallösung", äußert sich Kommissar Potocnik zum Thema. "Wir müssen uns mit allen strukturellen Hürden befassen, die die Aufstiegschancen von Wissenschaftlerinnen behindern. Die Europäische Kommission wird weiterhin Maßnahmen unterstützen, um den Status und die Beteiligung von Frauen in der Wissenschaft zu stärken. Und dies liegt nicht nur im Interesse der europäischen Forschung, sondern im Interesse der ganzen Gesellschaft und Ökonomie."