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Inhalt archiviert am 2023-03-24

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Besseres Krankheitsmanagement durch Telemedizin

Im EU-geförderten Projekt CHROMED wurden telemedizinische Versorgungsmodelle für chronische Erkrankungen erforscht, welche die frühzeitige Diagnose und Behandlung dieser Krankheiten ermöglichen und so die Gesundheitssysteme sozioökonomisch entlasten.

Weltweit leiden etwa 5 % aller Menschen an einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (Chronic Obstructive Pulmonary Disease, COPD) wie chronischer Bronchitis oder einem Lungenemphysem. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bilden COPD weltweit die dritthäufigste Todesursache, und im Jahr 2012 starben über 3 Millionen Menschen an dieser Gruppe von Krankheiten, die somit für 6 % aller Todesfälle verantwortlich sind. Außerdem wurde berechnet, dass COPD für die Gesundheitssysteme eine finanzielle Belastung von 2,1 Billionen US-Dollar bedeuten. Da die Bevölkerung in Industriestaaten immer weiter altert, werden diese Zahlen voraussichtlich weiter ansteigen. Im CHROMED-Projekt sollte beurteilt werden, ob es für ältere Patienten vorteilhaft sein kann, ein medizinisches Beobachtungssystem im eigenen Zuhause selbstständig anzuwenden. Diese Patienten waren von einer Kombination aus COPD und Begleiterkrankungen wie chronischer Herzinsuffizienz oder einer schlafbezogenen Atmungsstörung betroffen, was ihre Lebensqualität stark beeinträchtigte. CHROMED baut auf einem früheren, erfolgreichen Projekt zur häuslichen Beobachtung von Patienten auf: CHRONIOUS. Praktische Anwendung des Systems CHROMED wurde innerhalb von 9 Monaten als internationale Multicenter-Studie mit randomisierter Kontrollgruppe durchgeführt, und es nahmen 312 Patienten in fünf europäischen Ländern teil (Großbritannien, Schweden, Estland, Spanien und Slowenien). Alle beteiligten medizinischen Organisationen dieser Länder verfügten bereits über Systeme für Erkrankungen, die in erster Linie ältere Menschen betreffen. Um der Komplexität dieser Erkrankungen Rechnung zu tragen, war die technologische Architektur des CHROMED-Systems modular und auf den Einsatz mit mehreren Geräten ausgelegt. Es bestand im Grunde aus drei Elementen: Der Home Patient Monitor (HPM) war ein Touchscreen-Gerät zum Sammeln der Daten. Es konnte über 3G-Mobilfunkstandards mit weiteren Geräten verbunden werden und als Mittel für diese dienen, um Patienten an Beobachtungsmaßnahmen zu erinnern und den Gesundheitsdienstleistern zu ermöglichen, die Patienten aus der Ferne zu unterstützen. Am Ende der täglichen Beobachtung wurden die Daten an einen zentralen Server gesendet und mithilfe klinischer Algorithmen automatisch analysiert, um zu ermitteln, ob Maßnahmen zu ergreifen sind. Die Online-Plattform von CHROMED wurde vom klinischen Personal regelmäßig verwendet und zeigte für jeden einzelnen Patienten auf, ob problematische Faktoren vorliegen. Auf Grundlage dieser Warnmeldungen nahmen die medizinischen Fachkräfte telefonisch Kontakt mit den Patienten auf, um die beste therapeutische Maßnahme zu bestimmen. Die Forschung war in zwei Phasen untergliedert. Phase A (Mai 2013 bis Juli 2013) bestand in einer Durchführbarkeitsstudie in drei Pilotzentren (Uppsala, Lincoln und Barcelona), in der die Datenqualität geprüft und ermittelt wurde, ob technische Probleme zu beheben sind oder Personal geschult werden muss. In Phase B, der Versuchsphase von Oktober 2013 bis März 2016, wurden 312 Patienten in die Studie aufgenommen, von denen 154 zur beobachteten Gruppe und 158 zur Kontrollgruppe gehörten. Auch der Versuchszeitraum selbst war wiederum in zwei Beobachtungsphasen unterteilt (RUN1 und RUN2), die jeweils neun Monate dauerten. Die Patienten der Kontrollgruppe wurden gebeten, einen Fragebogen auf Papier auszufüllen, der zu Studienende eingereicht wurde, wohingegen die beobachtete Gruppe täglich physiologische Messwerte einsendete. Diese Werte umfassten den mit RESMON PRO FULL gemessenen respiratorischen Index sowie, bei Patienten mit kardialen Begleiterkrankungen, mit dem Medic4all-Gerät erhobene kardiale Messwerte. Erhöhte Lebensqualität bei günstigeren Gesundheitsdienstleistungen Trotz der Größe und Komplexität der Studie konnten in CHROMED an über 90 % der Beobachtungstage fundierte Daten erhoben werden. Die Patienten standen der Technologie sehr offen gegenüber, und nur wenige brachen die Studienteilnahme ab. Insgesamt konnte in CHROMED nachgewiesen werden, dass Lungenfunktionstest von Patienten selbstständig im häuslichen Umfeld durchgeführt werden können, wodurch sich bessere Behandlungsmöglichkeiten für Lungenerkrankungen ergeben. Nach Analyse der Studiendaten, welche auch die Einweisungsrate in Krankenhäuser und die Aufenthaltsdauer beinhalten, kamen die Projektforscher zu dem Schluss, dass eine Anwendung der CHROMED-Lösungen in den Gesundheitssystemen der EU zu erheblichen Kosteneinsparungen und Ressourcenoptimierungen sowie zu einer höheren Lebensqualität für die Patienten führen würde. Die Forscher empfehlen, das System bei Hoch-Risiko-Patienten einzusetzen, die bereits viele Krankenhausaufenthalte hinter sich haben. Weitere Informationen finden Sie auf: Projektwebsite

Länder

Italien

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