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Peer ethnography for the promotion of patient and public involvement: young people and sexual health service development.

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Nachwuchsethnographen erforschen Auswirkungen von Internetpornografie

Im Rahmen eines EU-finanzierten Projekts zu Sexualgesundheit und -erziehung haben junge Forscherinnen und Forscher die Nutzung und den Einfluss von Pornografie auf junge Menschen erkundet. Dieses Thema dürfte bei fast allen Jugendlichen, egal ob männlich oder weiblich, auf Interesse stoßen.

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Im Vereinigten Königreich ist die höchste Rate bestimmter sexuell übertragbarer Infektionen bei Menschen unter 21 Jahren zu finden. Die Mehrheit der Schwangerschaften bei unter 18-Jährigen ist ungeplant. Gleichzeitig geht man davon aus, dass allgegenwärtige sexualisierte und pornografische Onlineinhalte die Einstellungen und Verhaltensweisen unter jungen Leuten auf eine Weise verändern, über die man noch nicht genug weiß. Beim EU-finanzierten Projekt PE4PPI kam eine anthropologische Form der Befragung durch Peergroup-Forscherinnen und Forscher, gleichaltrig mit der Studienzielgruppe der 16-18-Jährigen, zum Einsatz, um fundiertere Einblicke zur besseren Ausgestaltung von Dienstleistungen im Bereich Sexualgesundheit für junge Menschen sowie des Sexualkundeunterrichts (sexual relationship education, SRE) zu bekommen, der ab September 2019 in allen britischen Schulen zum Pflichtfach wird. Jugendliche schlüpften in die Rolle der Forscher, um die Barrieren dadurch abzusenken, dass die Leute mit Gleichaltrigen sprechen konnten. „Wir nennen es Peer-Ethnografie, weil der Ansatz über klassische Interviews und Diskussionen hinausgeht. Er beinhaltet außerdem die Beobachtung und Analyse von Gesprächen“, erläutert Anthropologin Joanna White, Forschungsbeauftragte am Bristol Center for Public Health and Well-being an der University of the West of England in Bristol. Die Weltgesundheitsorganisation definiert Sexualgesundheit „… als einen Zustand physischen, emotionalen, psychischen und sozialen Wohlergehens hinsichtlich der Sexualität“. Im Projekt verwendete man diese weitgefasste Definition zur Erforschung der Erfahrungen und Ansichten junger Menschen. Nach Ansicht von Dr. White ist die Befragung der Betroffenen unbedingt notwendig, wenn man die Dienste im Bereich Sexualgesundheit und SRE verbessern will. Und die Forscher gelangten an neues Wissen über Geschlechterkonditionierung, Vorbilder und Zwänge in Bezug auf das Verhalten in intimen und sexuellen Beziehungen. Internetpornografie: Rolle und Einflussnahme Die Studie enthüllte zudem die Unzulänglichkeiten des Sexualkundeunterrichts an den Schulen, der momentan „die jungen Menschen in den kritischen Phasen ihrer emotionalen und sexuellen Entwicklung nicht ausreichend versorgt“, wie Dr. White sagt, Empfängerin eines auf zwei Jahre angelegten EU-Marie-Skłodowska-Curie-Stipendiums zur Durchführung der Forschung. „In den Schulen wird zu viel Wert auf biologische Geschlechterfragen gelegt und zu wenig über Beziehungen und darüber diskutiert, was Intimität bedeutet.“ „Keiner der an dem Projekt beteiligten jungen Menschen hatte jemals mit den Eltern ein ausführliches Gespräch über Sex. Jugendliche brauchen aber Informationen und Ratschläge“, wie sie betont. Da überrascht es nicht, dass einige online gehen, da Pornografie im Internet leicht verfügbar ist. In der ethnografischen Untersuchung ging man der Frage nach, auf welche Weise 16- bis 18-Jährige das Internet als Informationsquelle zum Thema Sex nutzen. Sie ließ erkennen, dass die Jugendlichen in den verschiedenen Altersstufen der Internetpornografie auf verschiedene Weise ausgesetzt sind und das Interesse daran unterschiedlich ausgeprägt ist. Einige fanden es informativ, aber eine Anzahl junger Männer gab an, dass sie es bereuten, so frühzeitig damit in Kontakt gekommen zu sein, weil sie bei weniger Konsum möglicherweise ein Gefühl dafür gehabt hätten, was eine „echte“ Beziehung ausmacht. Mehr tun für bessere Dienste im Bereich Sexualgesundheit und Sexualerziehung In der Literatur zu SRE bezieht man sich auf altersgerechte Antworten, die aber nicht definiert sind. „Angesichts dessen, was wir über den Kontakt junger Menschen mit sexualisierten Onlineinhalten in immer jüngerem Alter wissen, brauchen wir ein deutlicheres Verständnis dafür, was das bedeutet“, sagt Dr. White. „Wir mussten existierende Bedenken in Bezug auf die Rolle der Pornografie in den sexuellen Erwartungen unter bestimmte jungen heterosexuellen Männern bestätigen “, fährt sie fort. „Insbesondere das Element der Belästigung durch sexualisiertes, oft von Pornografie geprägtes ‘Männergequatsche’ im schulischen Umfeld, das zum Normalfall zu werden scheint, ist ein Thema, das sofortige und dringende Aufmerksamkeit erfordert.“ Um dem Informationsbedarf junger Menschen besser gerecht zu werden, liefern die Nachwuchsforscherinnen und -forscher Beiträge zur Entwicklung neuer Onlinedienste für Sexualgesundheit in Bristol, North Somerset und South Gloucestershire in Westengland.

Schlüsselbegriffe

PE4PP1, Jugend, Sexualerziehung, Sexualgesundheit, Ethnografie, öffentliche Gesundheit, Gesundheitsdienste, Gesundheitswesen

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