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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Offener Dialog zu den Vorteilen und Risiken von Nanotechnologien

Im Rahmen eines europäischen Projekts wurde eine Reihe von Instrumenten zur Unterstützung eines Dialogs zwischen Wissenschaftlern, Politikern und der Öffentlichkeit über die Vorteile und potenziellen Auswirkungen von Nanowissenschaften und Nanotechnologien entwickelt. Wie di...

Im Rahmen eines europäischen Projekts wurde eine Reihe von Instrumenten zur Unterstützung eines Dialogs zwischen Wissenschaftlern, Politikern und der Öffentlichkeit über die Vorteile und potenziellen Auswirkungen von Nanowissenschaften und Nanotechnologien entwickelt. Wie die anhaltende Ablehnung der Öffentlichkeit gegenüber GVO (genetisch veränderten Organismen) zeigt, ist es unglaublich schwierig, das verlorene Vertrauen der Öffentlichkeit in eine neue Technologie wiederzuerlangen. Nanotechnologien versprechen aufregende neue Fortschritte in einer Reihe von Bereichen, von Energie und der Umwelt bis hin zu Textilien und Medizin, wobei es jedoch auch Fragen zur Sicherheit dieser neuen Technologien gibt. Das Ziel von Nanologue, einem unter dem Sechsten Rahmenprogramm (RP6) finanzierten Projekt, ist die Förderung eines offenen und ehrlichen Dialogs zwischen Wissenschaftlern, Politikern und der Öffentlichkeit sowohl über die potenziellen Vorteile als auch über die Probleme von Nanotechnologien. Das Projekt neigt sich nun dem Ende zu. Volker Türk vom Wuppertal Institut ist der Projektkoordinator. Er erläuterte die Hauptempfehlungen des Projekts gegenüber CORDIS-Nachrichten. Türk zufolge besteht das Hauptproblem darin, dass sämtliche Nanotechnologien allzu häufig in einen Topf geworfen werden. Wenn dann in einem Bereich etwas schief geht, sind auch alle anderen Bereiche davon betroffen. "Wir sollten klar darlegen, dass es verschiedene Technologien mit unterschiedlichen Risiken und Vorteilen gibt", sagt er. Das Projekt empfiehlt auch, dass die Projektergebnisse kostenlos zur Verfügung gestellt werden sollten, möglicherweise durch eine Zentralstelle, die Forschung aus einer Reihe verschiedener Technologien zusammenbringt. Schließlich muss die Debatte offen und ehrlich sein. "Wir sollten nicht vorgeben, dass es keine Risiken gibt, aber wir sollten auch darauf hinweisen, dass enorme Chancen bestehen", kommentiert Türk. Während ihrer Forschung stellten die Projektpartner fest, dass sich viele Beschäftigte im Bereich Nanotechnologien nicht über die ethischen Auswirkungen ihrer Arbeit bewusst waren. "Wir stellten fest, dass viel über Ethik diskutiert wird, aber dies auf sehr akademische Art und Weise. Die Menschen, die diese Technologien entwickeln, kennen diese Fragen nicht", erklärt Türk. Dies veranlasste die Projektpartner zur Entwicklung des Nanometer. Hierbei handelt es sich um ein Online-Tool, das Forscher und Produktentwickler bei der Ermittlung der Bereiche unterstützt, die ethische, ökologische oder gesellschaftliche Bedenken bei den künftigen Verbrauchern auslösen könnten. "Wir haben unsere wesentlichen Erkenntnisse zu 18 Fragen zusammengefasst, die einen Anhaltspunkt zu den Fragen liefern, die gestellt werden könnten", erklärt Türk. Die Fragen werden in sieben Abschnitte unterteilt und decken Themen wie gesellschaftliche Vorteile, Gesundheit und Umwelt, Ressourcenerfordernisse, Datenschutz und Transparenz ab. Zu Beginn jedes Abschnitts wird in einer kurzen Einleitung erklärt, warum dieses Thema für die Nanotechnologien relevant ist. Jede Frage wird durch eine kurze Erklärung beantwortet, wobei eine Reihe von Links den Anwendern die Möglichkeit bietet, die Themen eingehender zu studieren, wenn sie dies möchten. Am Ende der Erhebung wird eine Tabelle erstellt, die die Antworten der Anwender zusammenfasst und die Bereiche hervorhebt, in denen möglicherweise Bedenken bestehen. Anwender, die sich auf der Website registrieren, können außerdem die Daten für den künftigen Gebrauch speichern. Die Projektpartner werden jetzt in der Nanotechnologie-Gemeinschaft für das Tool werben. Ein weiteres bedeutendes Ergebnis des Projekts ist eine Reihe von Szenarien, die untersuchen, wie sich die Nanotechnologien bis zum Jahr 2015 entwickeln könnten. Die Fälle wurden von Experten entwickelt und sind das Ergebnis von Variationen bei den wichtigsten Motoren, die wahrscheinlich Einfluss darauf haben, wie sich die Technologien entwickeln und künftig genutzt werden. Zu den Motoren gehören der rechtliche und politische Rahmen, Rohstoffpreise, die Geschwindigkeit des wissenschaftlichen Fortschritts im Bereich der Nanotechnologien und Umweltbelastungen. In jedem Szenario werden die Nanotechnologien schließlich ziemlich unterschiedlich genutzt und in unterschiedlichem Maße von der Öffentlichkeit akzeptiert. Die Forscher hoffen jetzt auf die Veranstaltung von Workshops mit Entscheidungsträgern, die diese mit den verschiedenen Szenarien vertraut machen sollen und sie beim Verständnis der möglichen künftigen Auswirkungen ihrer Politiken unterstützen. Es wurde außerdem ein Theaterstück auf der Grundlage der Szenarien geschrieben, das erstmals bei einer Ausstellung in München öffentlich aufgeführt wird. Für die Zukunft hofft Türk auf eine genauere Untersuchung der Verwendung von Nanotechnologien im Energiebereich. "Wir haben festgestellt, dass sich im Energiebereich viele Möglichkeiten bieten, aber wir brauchen eine ausführlichere Bewertung der möglichen Vor- und Nachteile", erklärt er. Inzwischen hat das Europäische Parlament einen Bericht unterstützt, in dem mehr Finanzierungsmittel für die Nanotechnologieforschung sowie eine Klärung des rechtlichen und wirtschaftlichen Umfelds für diese Technologien gefordert werden. In dem Bericht heißt es außerdem, dass ein "ethisches Konzept" benötigt wird, um das Vertrauen der Öffentlichkeit zu gewinnen.

Länder

Schweiz, Deutschland, Vereinigtes Königreich

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