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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Wie Honigbienen Gifte in Pflanzennektar vermeiden

Imker wissen schon seit Langem, dass Honigbienen manche natürliche Pflanzengifte erkennen können. Jetzt haben Wissenschaftler gemeinsam mit dem Honigbienenlabor an der Universität Newcastle im Vereinigten Königreich erstmals bewiesen, dass Serotonin - eine neurochemische Subst...

Imker wissen schon seit Langem, dass Honigbienen manche natürliche Pflanzengifte erkennen können. Jetzt haben Wissenschaftler gemeinsam mit dem Honigbienenlabor an der Universität Newcastle im Vereinigten Königreich erstmals bewiesen, dass Serotonin - eine neurochemische Substanz - eine Rolle dabei spielt, wie Honigbohnen lernen können, Nektar mit Giften darin zu meiden. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Current Biology veröffentlicht und belegt, dass wenn Bienen einmal versehentlich Nektar gegessen haben, der ihnen nicht bekam, sie infolgedessen den Geruch dieser giftigen Blume meiden. Dr. Jeri Wright, Direktor des Honigbienenlabors, ist der Ansicht, dass wenn wir verstehen, wie Honigbienen diese Toxine erkennen, wir letztendlich Pflanzen züchten könnten, die diese Gifte nicht enthalten, und somit die Honigbienen schützen. Bienenvölker waren schon immer anfällig für Krankheiten, da sich Infektionen aufgrund ihres dicht gedrängten Zusammenlebens schnell verbreiten können. Dieses Risiko ist in den letzten Jahren noch gewachsen. Winzige Insekten, die sich von den Körperflüssigkeiten der Bienen in den Bienenstöcken ernähren, entwickeln Resistenzen gegen die Chemikalien, die gegen sie eingesetzt werden. Darüber hinaus kommen Bienen bei der Bestäubung mit einer Reihe von Insektiziden, Fungiziden und Herbiziden in Berührung. Die Wissenschaftler halten Pestizide zwar nicht für die einzige Gefahr, sie sind jedoch der Überzeugung, dass Chemikalien generell zum Rückgang der Anzahl an Honigbienen beitragen. "Das Vermeiden von Giften in der Nahrung ist genauso wichtig, wie die Aufnahme von Nährstoffen", erklärt Dr. Wright. "Wir haben gezeigt, dass Bienen ähnlich wie Menschen nicht nur in der Lage sind, Gifte zu schmecken, sondern auch zu lernen, welche Blumen zu meiden sind, weil deren Nektar sie krank gemacht hat." Honigbienen verfügen über die bemerkenswerte Fähigkeit, Merkmale der Blumen wie Farbe oder Duft und ihre Eignung als Nahrungsquelle miteinander assoziieren zu können. Die Forschungen des Honigbienenlabors haben nun enthüllt, dass die Bienen durch den Geschmack lernen, den "giftigen Nektar" zu meiden, oder nachdem sie den "giftigen Nektar" gegessen haben. Letzteres wurde bisher für ein Privileg höher entwickelter Wirbeltiere gehalten. Man nimmt an, dass das Gehirn der Honigbiene weniger als eine Million Neuronen enthält, wodurch wissenschaftliche Untersuchungen ihrer Lernmechanismen weit einfacher durchgeführt werden können als bei Wirbeltieren mit größeren und komplexeren Gehirnen. Aber produzieren Bienen nicht einfach nur Honig? Bei weitem nicht. Natürlich machen sie Honig, in erster Linie jedoch spielen sie bei der Bestäubung einer Vielzahl von Pflanzen eine entscheidende Rolle. Ohne Bienen wäre ein Großteil der Landwirtschaft unmöglich, wodurch die Ernährung der Weltbevölkerung plötzlich wesentlich schwieriger werden würde. Fast die gesamte Bestäubung für über 90 zu Nahrungszwecken angebaute Pflanzen in Europa erfolgt durch die Apis mellifera carnica, die Honigbiene. Allein im Vereinigten Königreich wurde der Wert der Bestäubung durch Honigbienen von nur 10 Nutzpflanzen, von Äpfeln und Birnen bis zu Raps, im Herbst 2007 mit 165 GBP (rund 195 Mio. EUR) berechnet. "Das Problem ist, [...] den Bienen bleibt womöglich nichts anderes übrig, als den "giftigen Nektar" zu sammeln, weil es in der Umgebung keine Alternative gibt - zum Beispiel in einer großen Obstplantage in der sie eigens zur Bestäubung der Bäume angesiedelt wurden", so Dr. Wright. "In Zeiten ohnehin schon geschwächter und unter Stress stehender Bienenvölker könnte dies für ihr Überleben entscheidend sein. Es ergibt überhaupt keinen Sinn, dass Pflanzen die Bestäuber vergiften, von denen ihr Überleben abhängt. Vielleicht soll das Gift im Nektar die Pflanzen gegen Nektarraub durch Ameisen schützen - wir wissen es nicht", fügt sie hinzu. "Was wir wissen ist, dass es im Vereinigten Königreich eine Reihe von Pflanzenarten gibt, die toxinhaltigen Nektar produzieren, und wenn es in der Umgebung keine Alternativen gibt, sind die Bienen augenscheinlich gezwungen, sich weiterhin von diesen Pflanzen zu ernähren. Dies könnte erhebliche Folgen für die Honigbienen im Vereinigten Königreich haben und diese müssen wir verstehen, wenn wir die Bienen schützen wollen." In einem nächsten Schritt hat das Honigbienenlabor nun vor, zu untersuchen, wie der Konsum des "giftigen Nektars" die Gesundheit von Bienenvölkern in der Landwirtschaft beeinflusst. Auch Forscher aus Frankreich und den Vereinigten Staaten nahmen an der Studie teil.

Länder

Frankreich, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten

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