Lokale Gemeinschaften im Afrika südlich der Sahara sollen vom kosteneffizienten Internet der Dinge profitieren
Ein Mangel an Infrastruktur, wie Internetzugang oder Elektrizität, ist im ganzen ländlichen Afrika ein Problem und stellt eine Hürde für die digitale Transformation dar. Allerdings benötigen viele Anwendungen des Internets der Dinge (IoT), beispielsweise für die Bewässerung, Fischzucht oder Rinderüberwachung, keine Daten in Echtzeit. Wenn sie gut gefertigt sind, können Sensoren und Schaltfunktionen ohne Internetzugang dank eines Konzepts namens „Edge Computing“ implementiert werden, das die Datenspeicherung näher an den Ort bringt, wo sie gebraucht werden. Das EU-afrikanische Forschungs- und Innovationsmaßnahmenprojekt WAZIUP setzte erfolgreich eine quelloffene Plattform für das Internet der Dinge und Big Data in Afrika südlich der Sahara ein, um die Arbeitsbedingungen auf dem Land zu verbessern. Das Projekt entwickelte in Zusammenarbeit mit Landwirten und Züchtern (den Endnutzern) sowie Technologieunternehmern und Investoren einen Problemlösungsansatz, bei dem die Nutzer selbst einen Katalog von Hardware- und Softwareoptionen mit Anleitungen nutzen können, um ihre Probleme zu beheben. Leicht zugängliche und erschwingliche IoT-Technologien WAZIUP stellte Gemeinschaften frei zugängliche IoT-Lösungen unter Verwendung von quelloffener Software und IoT-Hardware zur Verfügung, sodass das Team keine Ressourcen für die Entwicklung der Technologie selbst einsetzen musste, sondern nur auf deren Anwendung. „Unser Hauptfokus lag auf der lokalen Anpassung der Technologie. Wir verwendeten lokale Ressourcen und Expertise, um sie wenn nötig umzugestalten, und schufen so eine kosteneffektive und nachhaltige Alternative“; so der Projektkoordinator Abdur Rahim. Das Team teilte die Integrationssoftware sowie seine gebrauchsfertigen Code-Vorlagen und Schritt-für-Schritt-Anleitungen zur Verwendung der IoT-Lösungen mit der vor Ort verfügbaren Hardware über die Entwicklungsplattform Github(öffnet in neuem Fenster). Bislang erreichten diese Online-Werkzeuge 100 000 Menschen, sowohl innerhalb als auch außerhalb Afrikas. Zu den Schlüssellösungen von WAZIUP gehören: Eine auf quelloffener Arduino-Hardware basierende Langstreckensensor-IoT-Plattform (WaziDev), eine auf Raspberry PI basierende Langstrecken-Gateway-IoT-Plattform (WaziGate), eine sichere und modulare Cloud-IoT-Plattform mit frei konfigurierbarem Dashboard zur Integration von Software- und Hardwarekomponenten, um IoT-Anwendungen zu entwickeln (WaziCloud) und eine Landwirtschaftsanwendung für fortgeschrittene Datenanalysen und Visualisierungen (WaziFarm). WAZIUP entwickelte vier minimal überlebensfähige Produkte und setzte sie in Pilotprojekten an 11 Standorten in Senegal, Ghana, Burkina Faso und Togo ein. Dazu gehörten: ein Bodenfeuchtigkeitssensor, der bei der Bewässerung hilft, eine Wetterstation, ein auf GPS basierendes Halsband für Rinder, das Rinderdiebstahl vorbeugt, und eine Boje, die die Wasserqualität in Fischzuchtteichen überwacht. Die Erschaffung eines panafrikanischen IoT-Ökosystems Die kostengünstigen Lösungen von WAZIUP tragen nicht nur zu den nachhaltigen Entwicklungszielen bei, sie schaffen auch Arbeitsstellen und ermöglichen den Erwerb von Kompetenzen, besonders für junge Menschen. WAZIUP ist nun in Deutschland als gemeinnützige Forschungs-, Innovations- und Kapazitätsbildungsorganisation eingetragen, mit der Vision zu den nachhaltigen Entwicklungszielen(öffnet in neuem Fenster) beizutragen. „Wir sind der Überzeugung, dass WAZIUP das Vorzeigeprojekt bezüglich des Internets der Dinge in Afrika ist. Wir haben mehr als 200 Entwickler in Afrika ausgebildet und glauben, dass unser Konzept, ein Ökosystem zu schaffen, für Nachhaltigkeit sorgt“, so Rahim. Um dabei zu helfen, dieses panafrikanische IoT-„Ökosystem“ auf den Weg zu bringen, zieht das Team zwei Geschäftsmodelle in Betracht: das Anbieten von IoT-Komplettlösungen für Unternehmer und Technologiezentren, um Prototypen von IoT-Anwendungen zu entwickeln, sowie das Franchising der Landwirtschaftslösungen. Tatsächlich redet das Team bereits mit Vertretern lokaler KMU darüber, die Lösungen dem Markt zugänglich zu machen. Die EU finanziert aktuell das Anschlussprojekt www.wazihub.eu (WAZIHUB), das die Gründung neuer Unternehmen fördern, die Kapazitäten erhöhen und lokale Innovationszentren in 20 Ländern Afrikas einbinden soll. Diese Zentren werden lokal agieren, aber mit dem afrikaweiten WAZIHUB-Ökosystem verbunden sein.