Arktische Forschungszusammenarbeit zum globalen Nutzen
Die Arktis ist eine relativ kleine Region, in dem die Meeres- und Wettermuster in einem Gebiet Auswirkungen auf andere Gebiete zeitigen. Außerdem erwärmt sich das Klima in der Arktis dreimal schneller als im globalen Durchschnitt. Dieser beschleunigte Wandel geht mit nie dagewesenen und unvorhersehbaren Folgen einher – Folgen, die sich aufgrund der miteinander verbundenen atmosphärischen und ozeanischen Strömungen auf der ganzen Welt bemerkbar machen. „Zu verstehen, was in der Arktis passiert, ist unerlässlich, um das Leben der Menschen in der EU, den USA und anderswo zu verbessern“, sagt Syndonia Bret-Harte, Professorin für Biologie an der Universität von Alaska, Fairbanks,(öffnet in neuem Fenster) und Mitglied des EU-finanzierten Projekts INTERACT(öffnet in neuem Fenster). Alles, was wir tun können, um die Forschungszusammenarbeit über nationale Grenzen hinaus zu verbessern, bedeutet, dass wir alle besser für die Zukunft gerüstet sind.“
Zugang zu den modernsten Einrichtungen Alaskas
INTERACT hat sich zum Ziel gesetzt, die gemeinsame Überwachung der Arktis durch ein Netz von rund 80 bodengestützten Forschungsstationen in der EU, Kanada und den USA zu verstärken. Das Hauptziel des Projekts bestand darin, Forschenden aus einem Land die länderübergreifende Arbeit an Feldforschungsstationen zu ermöglichen. „Die Finanzierung im Rahmen von INTERACT für den transnationalen Zugang für Nachwuchsforschende war für uns eine tolle Gelegenheit", erklärt Bret-Harte. „Ich war mit der Prüfung von Vorschlägen im Ausschuss für den transnationalen Zugang betraut, und wir haben etwa 1600 Anträge erhalten.“ Die Toolik-Feldforschungstation(öffnet in neuem Fenster) der Universität Alaska – eine der größten Feldforschungstationen in der Arktis – empfing eine Reihe europäischer Nachwuchsforschender, die die Einrichtungen für ihre Projekte nutzen konnten. Um dorthin zu gelangen, ist eine 12 Stunden lange Fahrt auf einer weitgehend unbefestigten Straße erforderlich. „Im Sommer arbeiten hier etwa 150 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, so dass man das Gefühl hat, in einer kleinen Stadt zu leben“, sagt Bret-Harte. „Wir führen viele verschiedene Arten von Überwachung durch und konnten diese Dienste auch anderen Stationen anbieten.“
Von Permafrostböden bis hin zu Hummeln
Mehr als 1 000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt konnten über das INTERACT-Netz gemeinsamer Forschungsarbeit nachgehen. Die Projekte reichten von der Untersuchung der subarktischen Treibhausgasdynamik über die Isolierung von Permafrostböden durch die Schneedecke bis hin zur Erforschung der Auswirkungen des Klimawandels auf indigene Völker. Die Entdeckung einer neuen Hummelart stellte ein unerwartetes Ergebnis war. Diese Erfahrung kam einer Reihe von Forschenden zugute und hat zur Stärkung der US-amerikanischen Forschungsgemeinschaft beigetragen. „Manche der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die wir hier in Alaska untergebracht hatten, kamen später mit eigenen Forschungsmitteln zurück, um die Zusammenarbeit mit uns fortzusetzen“, fügt Bret-Harte hinzu. „Ein polnischer Forscher erhielt schließlich eine Festanstellung in den USA.“ Im Rahmen des Projekts werden weiterhin der Austausch von Informationen und Ergebnissen über sein Datenportal vereinfacht und regelmäßig Artikel zu Themen wie arktische Extremwetterereignisse, arktischer Tourismus und Reduzierung des Plastikverbrauchs und der Plastikverschmutzung veröffentlicht. Bret-Harte und ihre Kolleginnen und Kollegen von der Universität Alaska, Fairbanks, wirkten zudem maßgeblich an der Entwicklung von Leitfäden für bestmögliche Verfahren für die Leitung von Feldforschungsstationen und Nachwuchsforschende mit.
Künftige arktische Zusammenarbeit
Um die Fortsetzung der internationalen Zusammenarbeit zu gewährleisten, haben die INTERACT-Projektpartner eine nicht gewinnorientierte Organisation(öffnet in neuem Fenster) gegründet, so dass die langfristige Nachhaltigkeit des Netzes sichergestellt ist. „Ich denke, dass die Einbeziehung der US-amerikanischen Perspektive das gesamte Projekt bereichert hat“, bemerkt Bret-Harte. „Die Teilnahme an diesem Projekt war überaus lohnenswert.“ Der Erfolg von INTERACT hat überdies den Weg für POLARIN geebnet, ein weiteres EU-finanziertes Projekt mit einer wichtigen transatlantischen Dimension. In den nächsten fünf Jahren werden Forschende aus der EU und den USA Zugang zu arktischen und antarktischen Forschungsstationen, Forschungsschiffen und Eisbrechern an beiden Polen, Beobachtungsstellen, Dateninfrastrukturen sowie Eis- und Sedimentkernansammlungen haben. Viele der transatlantischen Partner von INTERACT sind ebenfalls an dem Projekt Arctic PASSION beteiligt, das die Umweltüberwachung in der Region standardisieren soll. „Je mehr Informationen wir vor Ort erlangen, desto besser", merkt Bret-Harte an. „Ich bin mir sicher, dass das im Rahmen von INTERACT aufgebaute internationale Kontaktnetz fortbestehen wird.“