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Inhalt archiviert am 2023-04-03

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Ein großer Wissensschatz zur Armutsbekämpfung

Im EU-geförderten Projekt NOPOOR wurde die weltweite Armut umfassend empirisch untersucht, um Ursachen und mögliche Lösungen besser zu verstehen und so zu ihrer Bekämpfung beizutragen.

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Das Millenniums-Entwicklungsziel Nr. 1 – die Armutsrate im Vergleich zum Jahr 1990 zu halbieren – wurde im Jahr 2010 erreicht, fünf Jahre früher als ursprünglich angestrebt. Trotz dieser willkommenen Verbesserungen bleibt die Anzahl der weltweit in Armut lebenden Menschen hoch, und weitere Fortschritte sind mit Problemen verbunden. Ein großes davon besteht in der Tatsache, dass nicht alle Menschen gleichmäßig von den Fortschritten profitieren – die meisten Armen sind wenig gebildet, leben in ländlichen Gebieten und sind besonders häufig im Agrarsektor beschäftigt. Das neue erste Ziel für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goal, SDG) – und zweifellos auch alle anderen Ziele für nachhaltige Entwicklung – soll eine nähere Untersuchung dieser Ungleichmäßigkeit fördern, um die hinter der Armut stehenden Muster zu verstehen und lokal nach Lösungen zu suchen, die möglicherweise auch im größeren Maßstab angewendet werden könnten. Diese Bemühungen erfordern absolute und komparative Daten, mit denen eine evidenzbasierte Entscheidungsfindung möglich wird. Die Partner des EU-geförderten NOPOOR-Projekt erforschen die Dynamik der Armut, indem sie untersuchen, wie und warum Menschen in Armut fallen oder ihr entkommen können. Zu diesem Zweck sammeln und analysieren sie Daten, welche die verschiedenen Aspekte dieses vielschichtigen Themas abdecken. Der Teufel steckt im Detail Das NOPOOR-Team setzt sich aus Forschungsteams aus 17 Ländern zusammen, und zehn dieser Gruppen stammen aus Entwicklungs- und Schwellenländern in drei Regionen (Lateinamerika, Subsahara-Afrika und Südasien). Diese Diversität spiegelt die verschiedenen Hindernisse wider, die ein Entkommen aus der Armut erschweren, sowie die unterschiedlichen Erfahrungen, die mit politischen Maßnahmen zur Armutsbekämpfung gesammelt wurden. In NOPOOR wurden 18 Umfragen durchgeführt, um qualitative und quantitative Daten analysieren und Zukunftsszenarien modellieren zu können. Die Informationen wurden von über 10 000 Personen in Burkina Faso, Ecuador, Indien, Peru, Madagaskar, Mali, Ghana, Niger, Südafrika und Vietnam erhoben. Was diese Umfragen besonders wertvoll macht, ist, dass auch nicht-monetäre Aspekte der Armut berücksichtigt wurden, beispielsweise Ausgrenzung und Diskriminierung, Gewalt, Rechtlosigkeit, Verantwortlichkeit der politischen Vertreter sowie Ungleichheiten zwischen den Personen eines Haushalts. Diese vielfältigen Informationen sind zusammen aufschlussreicher als eine Datensammlung zu einem einzelnen Aspekt. Beispielsweise veröffentlichten NOPOOR-Forscher in Indien Ergebnisse ihrer Arbeit, über die kürzlich in der indischen Online-Fachzeitschrift „Livemint“ berichtet wurde. Die Forscher stellten fest, dass die Reallöhne bei allen Perzentilen zwischen 2004/2005 und 2011/2012 gestiegen sind und dass die Ungleichheit im gleichen Zeitraum zurückging. Sie entdeckten jedoch auch, dass die Globalisierung in Indien gewissermaßen zu einer Spaltung führte: „Es gibt ein Indien der gebildeten Führungskräfte und Ingenieure, die ihre Möglichkeiten nutzen konnten, (…) und es gibt das andere Indien – unzählige Menschen mit niedrigem Bildungsstand, die sich im informellen Sektor in Arbeitsverhältnissen von geringer Produktivität verdingen, am häufigsten noch immer in der Landwirtschaft.“ Die Forscher kommen unter anderem zu dem Schluss, dass – aufgrund von Faktoren wie dem Klima oder der globalen Preisinstabilität – „politische Maßnahmen zur Förderung von Beschäftigungsmöglichkeiten und zur Lohnsteigerung für ungelernte Arbeiter außerhalb des Agrarsektors entscheidend sind, um die wirtschaftliche Stärke der Arbeitskräfte in ländlichen Regionen Indiens zu steigern“. Ein Eckpfeiler für SDG-Indikatoren Nach Untersuchung der globalen und lokalen Armut anhand von Faktoren wie Handel, Hilfestellungen, ausländischen Direktinvestitionen und Migration attestieren die Forscher der Globalisierung insgesamt einen positiven Effekt auf Beschäftigungsrate und Löhne. In bestimmten Situationen wirken sich globale Entwicklungen auf einzelne Länder jedoch unterschiedlich aus. Die Forschungsergebnisse deuten auf einige politische Maßnahmen hin, mit denen Armutsursachen bekämpft werden können, z. B. durch besseren Zugang zu öffentlichen Gütern, höhere Bildungsqualität, stärkere Einbindung und Repräsentation der Armen oder den Schutz von Frauen vor häuslicher Gewalt. Es wird jedoch auch festgestellt, dass es keine Universalmaßnahmen gibt, mit denen die Armut in jedem Zusammenhang bekämpft werden kann, sondern nur Wege, die in einem bestimmten lokalen Kontext passend sind. NOPOOR verdeutlicht, wie wichtig eine Datengrundlage ist, um die neuen Ziele für nachhaltige Entwicklung erreichen zu können, und die Forschung ist gut auf die festgelegten Indikatoren ausgerichtet. Tatsächlich unterstützte das Projekt auch Interessengruppen, die auf Erreichung des Ziels 16 zu Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen hinwirken, indem es diesen Gruppen Informationen dazu lieferte, wie Menschen in Afrika staatliche Handlungen wahrnehmen. Auf diese Weise unterstreicht NOPOOR die Bedeutung weiterer statistischer Umfragen und unterstützt auch nationale Statistikinstitute. Zu diesem Zweck arbeiten die NOPOOR-Partner mit entsprechenden Einrichtungen zusammen, insbesondere im Senegal sowie in Mali, Madagaskar, Vietnam, Haiti und Peru, und tragen dazu bei, die Kapazität der Institute zu steigern. Die Projektdaten werden systematisch in ein Data-Warehouse hochgeladen und aktiv an relevante Entscheidungsträger weitergeleitet – sie richten sich jedoch auch an die breite Öffentlichkeit. Weitere Informationen: Projektwebsite

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Frankreich

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