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Improved and eNhanced Stakeholders Participation In Reinforcement of Electricity Grid

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Wie mehr Unterstützung für neue Stromleitungen gewonnen werden kann

Die Miteinbeziehung der hiesigen Anwohner und Behörden ist laut EU-Forschern ein geeignetes Mittel, um den Bau neuer Stromleitungen zu vereinfachen und das europäische Stromnetz effizienter zu gestalten.

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Die Ausweitung des Stromnetzes ist von entscheidender Bedeutung, wenn Europa in Zukunft eine sichere und nachhaltige Energieversorgung erreichen möchte, der Bau neuer Stromleitungen ist jedoch oftmals mit starkem Widerstand seitens der Öffentlichkeit verbunden. Im Rahmen von INSPIRE-GRID, einem multidisziplinären, von Italien geleiteten Projekt, wurden Möglichkeiten entworfen und erprobt, um Interessenträger, einschließlich der hiesigen Anwohner, mehr in den Planungs- und Genehmigungsprozess miteinzubinden, damit mehr Unterstützung der Öffentlichkeit erreicht werden kann. Wenn die Europäische Union ihre ambitionierten Ziele für eine emissionsarme Wirtschaft bis zum Jahr 2050 umsetzen will, muss die Versorgung mit erneuerbaren Energien deutlich erhöht werden. Umweltfreundliche Energie ist jedoch nicht nur eine Frage des Aufbaus von Solarzellen und Windkraftanlagen, es ist ebenso eine bessere Übertragungsstruktur für den Transport des zusätzlichen Stroms erforderlich. Zu langwierige Genehmigungen „Die Netzausweitung in Europa ist heute eine sehr schwierige und zeitaufwendige Angelegenheit: Bis Stromübertragungsprojekte genehmigt sind und mit dem Bau begonnen werden kann, dauert es oftmals 5 bis 10 Jahre“, sagt Stefano Maran, Projektkoordinator von INSPIRE-GRID und Forschungsteamleiter bei Ricerca Sul Sistema Energetico, einem öffentlichen Energieforschungszentrum mit Sitz in Mailand, Italien. „Diese Situation ist nicht mit dem Ziel eines massiven und rasanten Anstiegs des Anteils erneuerbarer Energien vereinbar“, fügt Maran hinzu. Ein Mangel an Vertrauen zwischen den Interessenträgern und Übertragungsnetzbetreibern (Transmission System Operators, TSOs) ist hierbei ein Faktor. Die Komplexität eines Vergleichs zwischen den üblicherweise lokalen sowie unmittelbaren Auswirkungen und der üblicherweise globalen sowie späteren Vorteile ist ein weiterer Faktor. Das INSPIRE-Grid-Team ist davon überzeugt, dass ein Teil der Lösung die Verfügbarkeit besserer Instrumente für die Handhabung des Konsultationsverfahrens ist. Unter Miteinbeziehung von Sozialwissenschaftlern und Ingenieuren aus der Akademie sowie nationaler Netzbetreiber aus Frankreich, Norwegen und dem UK, haben die INSPIRE-GRID-Forscher eine Methodik für die aktive Kommunikation mit sowie aktive Partizipation von Interessenträgern entwickelt. Diese wurde zwischen 2015 und 2016 an Fallstudien aus dem echten Leben im ländlichen Norwegen und suburbanen Frankreich getestet und dementsprechend angepasst. Im Zuge von INSPIRE-GRID wurde mittlerweile ein umfassendes Toolkit erstellt, um den Konsultationsprozess für Stromleitungen zu begleiten. Hierzu zählt ein Instrument für die Abbildung von Stakeholder-Bedenken und -Anforderungen, ein Entscheidungsbaum für die Auswahl der richtigen Mittel zur Miteinbeziehung der Öffentlichkeit sowie ein Tool zur Abwägung unterschiedlicher Ansichten und zur Unterstützung der Entscheidungsfindung wie auch ein geographisches Informationssystem, das die Anzeige und Interpretation von Daten zu vorgeschlagenen Infrastrukturen und die Mitteilung von Präferenzen ermöglicht. Interesse seitens der Netzbetreiber Ergänzt wird dies durch Publikationen für Forscher, für die allgemeine Öffentlichkeit und für Übertragungsnetzbetreiber, einschließlich eines Handbuchs mit Empfehlungen für die Miteinbeziehung von Interessenträgern sowie drei Kurzdossiers für Entscheidungsträger. Die im Januar 2017 in Brüssel abgehaltene Abschlusskonferenz von INSPIRE-GRID wurde von den Anwesenden positiv aufgenommen. „Wir wurden außerdem von verschiedenen TSOs kontaktiert, die an der Umsetzung dieser Ideen und Tools interessiert sind“, sagt Maran. Maran hat einen einfachen Rat für nationale Netzgesellschaften, welche Unterstützung für die Genehmigung neuer Stromleitungen gewinnen möchten. Beim Planungsprozess sollte mit den Konsultationsaktivitäten viel früher begonnen werden – „es ist keine gute Idee, auf die Leute zuzugehen, wenn das Projekt bereits festgelegt worden ist und keine Veränderungen möglich sind“, sagt Maran. Der Entscheidungsfindungsprozess sollte nachvollziehbar sowie transparent sein und verdeutlichen, wie sich die Ansichten der Interessenträger auf die endgültige Konstruktion auswirken werden. Schließlich sollte „ein intelligenter Projektmanager ausgewählt, in seine oder ihre Ausbildung im Bereich der Öffentlichkeitseinbeziehung investiert und dieser nicht auf halber Strecke ausgetauscht werden – das persönliche Verhältnis ist von herausragender Bedeutung für den Vertrauensaufbau zwischen Antragsteller und Interessenträgern“, schlussfolgert Maran.

Schlüsselbegriffe

INSPIRE-GRID, Stromleitungen, Stromnetz, Konsultationsprozess, Stakeholder-Konsultation, öffentliches Engagement, erneuerbare Energien

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