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Baltic Region Initiative for Long Lasting InnovAtive Nuclear Technologies

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Ein Neubeginn für die Zusammenarbeit im Baltikum im Bereich der Kernenergieerzeugung

Das Baltikum, das nach wie vor relativ isoliert vom dezentralen europäischen Stromnetz ist, verfügt seit der Abschaltung des letzten litauischen Kernkraftwerks im Jahr 2009 über keine Kernenergie mehr. Partner des Projekts BRILLIANT (Baltic Region Initiative for Long Lasting InnovAtive Nuclear Technologies) haben versucht, diese Lücke zu schließen, indem der Weg für mehr Zusammenarbeit zwischen Organisationen in Lettland, Litauen, Estland, Polen und Schweden geebnet wird.

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Das oberste Ziel des Projekts bestand darin, den Grundstein für die erfolgreiche Umsetzung von Kernkraftwerksprojekten im Baltikum zu legen. Dies wurde über zwei wichtige Schritte verfolgt. Zunächst stellte das Konsortium Informationen zu Versuchsanlagen, Ausrüstung, Software, Energieinfrastruktur, Brennstoffzyklusinfrastruktur, Bewirtschaftungs- und Entsorgungsoptionen für radioaktiven Abfall und Industrieakteuren, die in die Umsetzung von Kernkraftprojekten miteinbezogen werden könnten, zusammen. Dann wurden Mittel beleuchtet, um die Zusammenarbeit zu verstärken. „Wir wissen, dass jedes Partnerland Stärken in spezifischen Bereichen aufweist, und das Projekt hat definitiv dabei geholfen, diese zu beleuchten. Es gibt jedoch derzeit einen Mangel an Zusammenarbeit, der Interessengruppen daran hindert, das ganze Potential der Kernenergie in der Region auszuschöpfen“, sagt Dr. Egidijus Urbonavicius, Koordinator von BRILLIANT im Auftrag des litauischen Energieinstituts LEI. Barrieren überwinden … Das Projektkonsortium ermittelte mehrere Barrieren für die Entwicklung der Kernkraft in der Region. Darunter: unangemessene und verteilte Kernforschungsinfrastruktur und Kompetenzen; ein Mangel an Grundlagen für die autonome Handhabung von Kernabfall; relativ kleine Stromsysteme; geringe Sicherheit in der Energieversorgung; ein elementares Fachniveau in der Schwerindustrie; und eine rückläufige Zahl qualifizierter Arbeitskräfte. Ein Mangel an öffentlichem Bewusstsein und die Aggressivität der Kohlelobby in Polen sind ebenfalls für den Mangel an Kernenergieprogrammen im Baltikum verantwortlich zu machen. Dr. Urbonavicius ist überzeugt davon, dass all diese Barrieren mit angemessener regionaler Zusammenarbeit einfacher überwunden werden könnten. Die ersten Schritte in Richtung der Integration wurden bereits 2015 unternommen, als zwei Stromleitungen verbunden wurden, um das litauische mit dem schwedischen und polnischen Netz zu vernetzen. Gleichermaßen ist Estland über zwei dedizierte Leitungen bereits mit dem finnischen Netz verbunden. BRILLIANT ging einen Schritt weiter, indem die enge Zusammenarbeit zwischen den wichtigsten Forschungszentren in der Region eingeleitet wurde: Das litauische Energieinstitut (LEI) und das Zentrum für Physikwissenschaften und Technik (FTMC) in Litauen, das staatliche Zentrum für Kernforschung (NCBJ) in Polen, die Universität Tartu in Estland, die Universität Lettlands und die KTH in Schweden. Drei Jahre lang tauschten diese Akteure Kenntnisse aus, lernten von ihren Stärken und Schwächen und hielten nach Möglichkeiten zur Zusammenarbeit und zur Stärkung der gemeinsamen Wettbewerbsfähigkeit aus. „Angenommen wir installieren eine hochleistungsfähige Stromquelle in das kleine Netz eines einzelnen Landes: In diesem Land bedarf es eines gut sichtbaren Ortes, der jedoch aufgrund seiner großen Auswirkungen auf das Netz nicht in Konkurrenz zu anderen Stromquellen stehen und negative Folgen für die Energiesicherheit haben darf“, erklärt Dr. Urbonavicius. „Falls wir jedoch eine regionale Perspektive einnehmen, gibt es viele weitere Möglichkeiten, um deren Potential auszuschöpfen.“ … und politische Themen zu überwinden Zwei Sachverhalte, die sich allerdings nicht durch Forschungsorganisationen klären lassen, sind die Bewirtschaftung von verbrauchtem Kernbrennstoff und radioaktivem Abfall sowie die Risikoverteilung beim Betreiben von Kernkraftwerken – diese Themen müssen auf politischer Ebene behandelt werden. Gleichermaßen bleibt die negative öffentliche Wahrnehmung ein Problem – selbst im Kontext einer verbesserten Zusammenarbeit. „Wir gingen dieses Problem durch die Organisation öffentlicher Veranstaltungen in jedem Land an, um unsere Ideen und Ergebnisse vorzustellen und über Sachverhalte zu sprechen, die mit Entwicklungen in der Kernenergie und dem Energiesektor im Allgemeinen verbunden sind. Diese Veranstaltungen standen allen interessierten Parteien offen. Eine Reihe von Sachverständigen hatte zudem die Möglichkeit, Anlagen in Oskarshamn in Schweden zu besuchen, was dabei half, das Problem der öffentlichen Wahrnehmung zu überwinden“, schwärmt Dr. Urbonavicius. Obgleich die Zukunft der Kernenergie im Baltikum nicht in Stein gemeißelt ist, liefert BRILLIANT zweifelsohne einen exzellenten Ausgangspunkt, um eine effektive Zusammenarbeit auf regionaler Ebene zu starten.

Schlüsselbegriffe

BRILLIANT, Baltikum, Schweden, Polen, Litauen, Estland, Lettland, Kernkraft, Stromnetz, Energiepotential

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