Hebevorgänge auf dem Meer sicherer gestalten
Schwimmende Hebebühnen und Hebevorgänge auf dem Meer, die in der Ölindustrie, der Fischzucht und anderen maritimen Industrien Anwendung finden, gehören zu den gefährlichsten Arbeitsplätzen der Welt, da sie heftigen Winden, großen Wellen und starken Strömungen ausgesetzt sind. Auf diesen Hebebühnen und -vorrichtungen kommt es überdurchschnittlich häufig zu Personenschäden und tödlichen Unfällen. Laut der Petroleum Safety Authority Norway(öffnet in neuem Fenster) geschahen zwischen 1994 und 2017 zehn von 16 Unfällen auf dem norwegischen Kontinentalschelf(öffnet in neuem Fenster) bei Hebevorgängen. „Wenn mithilfe eines Krans Fracht von einem Versorgungsschiff auf eine Offshore-Bohrinsel gehoben wird, können die Wellen mehrere Meter hoch sein und die Besatzung muss den Haken manuell mit dem Aufhängering verbinden, damit die Fracht gehoben werden kann“, sagt Snorre Grønningsæter, ein Partner bei Evolift(öffnet in neuem Fenster). „Nach dem Einhaken muss das Besatzungsmitglied dann zu einem Metallkäfig rennen und sich darin in Sicherheit bringen, um gefährliche Situationen – wie das Erdrücktwerden durch die Fracht – zu vermeiden.“ Bei diesen Vorgängen sind bereits viel zu viele Menschen schwer verletzt oder sogar getötet worden. Daher beschloss Evolift, ein norwegisches Unternehmen, das auf ferngesteuerte und automatische Hebevorgänge im maritimen Bereich spezialisiert ist, zu handeln. Das Ergebnis ist die weltweit erste technologiegestützte ferngesteuerte marine Hebeeinheit, mit der die Fracht auf See automatisch angehängt und wieder getrennt werden kann. „Unser Ziel ist es, die Arbeit für die Menschen sicherer zu gestalten“, so Grønningsæter. „Dafür haben wir das Gefahrenpotenzial üblicher Hebevorgänge ausgeschaltet, indem wir die Besatzung aus der Gefahrenzone heraushalten.“ Dank der Unterstützung durch EU-Finanzmittel ist Evolift der Markteinführung der innovativen – und lebensrettenden – Technologie nun einen Schritt nähergekommen.
Anpassung für autonome Schiffe der Zukunft
Im Rahmen der EU-finanzierten Machbarkeitsstudie erkannte das Team von Evolift schnell, dass die automatische Hebelösung auch mit den autonomen Schiffen der Zukunft funktionieren muss. „Bei der Arbeit an unserer ferngesteuerten Hebelösung stellten wir fest, dass autonome Wasserfahrzeuge und Bohrinseln schon bald Wirklichkeit werden“, erklärt Grønningsæter. „Da eine unbesetzte Bohrinsel und ein unbesetztes Schiff nicht ohne einen unbesetzten und autonomen Kran funktionieren können, passten wir unsere Planung entsprechend an.“ Um beispielsweise die automatische Identifizierung und das automatische Wiegen der umzuschlagenden Container zu ermöglichen, plant Evolift, an der nächsten Version der Hebeeinheit Beleuchtung, Kameras und Gewichte zu installieren. Außerdem sollen Systeme zur induktiven Ladung und Computer integriert werden, sodass die Einheit relevante Daten automatisch an das Logistiksystem der Reederei senden kann. „Wir forschen außerdem am Einsatz künstlicher Intelligenz für die Erkennung von Gefahrensituationen und den automatischen Abbruch von Hebevorgängen, bevor es zu einem Unfall kommt“, hält Grønningsæter fest.
Zeit und Kosten sparen – Leben retten
Die automatische Hebelösung befindet sich zwar noch in der Entwicklung, doch das Unternehmen ist der Markteinführung einen Schritt näher gekommen. „Es ist uns gelungen, die weltweit erste technologiegestützte ferngesteuerte marine Hebelösung zu entwerfen, die es ermöglicht, Fracht, die sich aufgrund von Wellen, Winden und Strömung bewegt, ohne menschliches Zutun automatisch anzuhängen und wieder zu trennen“, schließt Grønningsæter. „Nach ihrer Fertigstellung wird die Lösung Zeit- und Kosteneinsparungen ermöglichen und vor allem Menschenleben retten.“ Ein Prototyp der autonomen Hebelösung wird demnächst maßstabsgerechten Echtzeittests auf einer Ölbohrinsel und in einer Fischzuchtanlage unterzogen. Außerdem arbeitet das Team derzeit an der Absicherung einer Finanzierung für Phase 2, um so die Entwicklung eines großmaßstäblichen Prototyps zu unterstützen.