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Natural-Grown Flooring for Circular Buildings

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Wie natürliche Bodenfliesen einen nachhaltigen Bausektor unterstützen

Ein italienisches Designunternehmen setzt auf einen natürlichen, aus Pilzen hergestellten Werkstoff, um eine umweltfreundliche Alternative zu Bodenfliesen aus Kunststoff zu schaffen.

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Wohnungen und Gebäude verursachen einen großen ökologischen Fußabdruck. Auf sie entfallen mehr als 40 % des EU-weiten Energieverbrauchs, 36 % sämtlicher Treibhausgasemissionen, die Hälfte aller abgebauten Materialien sowie ein Drittel des Gesamtwasserverbrauchs. Und als ob das nicht schon genug wäre, erzeugt der Durchschnittsmensch in der EU im Lauf seines Lebens auch noch mehr als 160 Tonnen Bauabfälle. Wenn die EU die Klimaziele des Grünen Deals erreichen will, bis 2030 die Netto-Treibhausgasemissionen um mindestens 55 % zu senken und bis 2050 klimaneutral zu werden, muss sie einen nachhaltigeren Bau- und Wohnungssektor erschaffen. Für ein italienisches Designunternehmen beginnt dieses Vorhaben schon bei den Fußböden. Mogu hat als Beitrag zu einem nachhaltigen Gebäudesektor eine innovative Technologie zur Fertigung von Bodenbelägen aus natürlich gewachsenen Materialien entwickelt. „Unser Unternehmen konzentriert sich auf die Entwicklung nachhaltiger, natürlicher Lösungen, welche die Umwelt schützen und den Lebensraum aufwerten“, erläutert Stefano Babbini, Geschäftsführer von Mogu. „Ein Beispiel für diese Vision sind unsere neuen natürlichen Bodenfliesen.“ Dank unterstützender EU-Finanzmittel für das Projekt MOGU floor haben die biobasierten Fußbodenbelagslösungen des Unternehmens nun die Marktreife erlangt.

Vom Myzel zur Fliese

MOGU-Böden beginnen ihr Leben als Myzel, dem vegetativen Stadium von Pilzen. „Die EU-Finanzmittel haben uns dabei unterstützt, neue Methoden für den Anbau dieser erstaunlichen Organismen und ihre Umwandlung in praktische, plastikfreie Baumaterialien zu finden“, erklärt Babbini. Der Produktionsprozess beginnt damit, dass das Unternehmen sorgfältig ausgewählte Myzelstämme auf Substraten anbaut, die aus agroindustriellen Abfällen bestehen. Anschließend wird das Myzelmaterial gesammelt und getrocknet. „Nicht nur, dass dieser Prozess nur sehr wenig Energie oder andere Ressourcen verbraucht – er ergibt auch noch ein Produkt, das vollkommen stabil, sicher, dauerhaft und biologisch abbaubar ist“, fügt Babbini hinzu. Zur Herstellung der Bodenfliesen verwendet das Unternehmen das Myzel als Verbundkern und beschichtet diesen mit einem Material entsprechend einer firmeneigenen Formel, das zu 80 % aus Harzen besteht. „Erstmalig können wir Nebenprodukte in hochwertige, attraktive Fußbodenlösungen verwandeln“, merkt Babbini an. „Damit unterstützen wir die Kreislaufwirtschaft und legen den Grundstein für einen ökologisch und ökonomisch nachhaltigen Bodenbelagssektor.“ Die nachhaltigen Fliesen von Mogu sind in vielfältigen Farben und Formen erhältlich und können ganz individuell entsprechend den Wünschen der Kundschaft angepasst werden. Die in den ADI Design Index 2020 (Website auf Italienisch) aufgenommenen Fliesen kamen in die engere Auswahl für den renommierten Preis ADI Compasso d‘Oro Award (Website auf Italienisch).

Der lange Weg zur Nachhaltigkeit

Wie bei jedem neuen Fertigungsverfahren war auch der Weg vom Myzel zum Bodenbelag nicht leicht. Babbini zufolge bestand eine der größten Herausforderungen darin, Industrieanlagen und Zulieferungsfirmen zu finden, die in der Lage sind, das Produkt herzustellen. „Im Wesentlichen handelt es sich um ein von Grund auf entwickeltes Design, d. h. es gab keinen fertigen Herstellungsprozess“, berichtet er. „Um zu gewährleisten, dass wir unser Produkt in großem Maßstab herstellen können, mussten wir unsere Formel ständig überarbeiten und anpassen, damit sie den Ressourcen der verfügbaren Industrieanlagen entsprechen.“ Trotz all dieser Herausforderungen war das Unternehmen erfolgreich. „Wir haben bewiesen, dass es möglich ist, alternative und nachhaltige Produkte herzustellen, ohne Kompromisse bei der Qualität oder Leistung einzugehen“, so Babbini abschließend. Aber der Weg zur Nachhaltigkeit ist lang, und Mogu steht noch ganz am Anfang. Gegenwärtig arbeitet das Unternehmen an der Verbesserung seines Bodenbelags, indem es den Bioanteil erhöht und den industriellen Prozess verfeinert. Mogu erweitert durch weltweite Teilnahme an Veranstaltungen wie der Expo Dubai, dem Fuori Salone, der DDW und der Floriade, um nur einige zu nennen, außerdem seine Marktpräsenz.

Schlüsselbegriffe

MOGU floor, Bodenfliesen, Fliesen, nachhaltig, Bausektor, Bauabfälle, Grüner Deal, Mogu, Bodenbeläge, Myzel, Kreislaufwirtschaft

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