Skip to main content
Weiter zur Homepage der Europäischen Kommission (öffnet in neuem Fenster)
Deutsch Deutsch
CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS
The Medieval and Early Modern Nautical Chart: Birth, Evolution and Use

Article Category

Article available in the following languages:

Die Entstehung, Entwicklung und Nutzung der Seekartografie aufzeichnen

MEDEA-CHART hat dazu beigetragen, den mittelalterlichen Ursprung der Seekarten zu entschlüsseln und ihre Bedeutsamkeit als Navigationsinstrumente und Darstellungen neu entdeckter Länder für die Ausbreitung des Seeverkehrs zu erklären.

Die Seekarten des Mittelalters und der frühen Neuzeit hatten drei miteinander verknüpfte Hauptfunktionen: Sie dienten als Informationsarchiv, insbesondere für die Navigation, als Hilfsmittel für die Reiseplanung und zur Bestimmung der Position von Schiffen auf See. Als solche waren sie für die europäischen Ozeanreisen unverzichtbar und eine wichtige Ressource während der maritimen Expansion. Obwohl Seekarten seit mindestens 200 Jahren erforscht werden, haben sich kritische Fragen zu ihrer Entstehung, ihren Gestaltungsmethoden und ihrer Verwendung auf See als weitgehend unlösbar erwiesen. „Das ist auf die Komplexität des Themas zurückzuführen, das ein tiefes Wissen über die Navigations- und Kartierungsmethoden der damaligen Zeit erfordert, eine Anforderung, die für die traditionelle Geschichtsschreibung der Kartographie normalerweise nicht erreichbar ist“, erklärt Joaquim Alves Gaspar, Koordinator des Projekts MEDEA-CHART(öffnet in neuem Fenster), das vom Europäischen Forschungsrat(öffnet in neuem Fenster) finanziert wurde. Aus diesem Grund hat MEDEA-CHART einen multidisziplinären Forschungsansatz gewählt, an dem Forschende mit unterschiedlichem Hintergrund beteiligt sind, darunter Wissenschaftsgeschichte, Kunstgeschichte, Schifffahrt und mathematische Kartographie. Die Projektergebnisse geben nicht nur Aufschluss darüber, wann und wie die ersten Karten erstellt wurden, sondern auch über ihren Einfluss auf die Geopolitik.

Sich einen Weg durch die Komplexität bahnen

Das Team analysierte Seekarten aus dem 13. bis 17. Jahrhundert, die in verschiedenen Archiven auf der ganzen Welt aufbewahrt werden. Um Manuskripte zu datieren, grafische Inhalte aufzudecken und Spuren der Erstellung und des Gebrauchs zu erkennen, wurde vor Ort eine Reihe von Verfahren eingesetzt, darunter Radiokarbondatierung, Hyperspektralanalyse und Mikroskopie. Im Rahmen des Projekts wurde eine Datenbank zur Speicherung von Informationen und hochauflösenden Reproduktionen erstellt, die mit kartometrischen(öffnet in neuem Fenster) Methoden untersucht wurden, um ihre Geometrie zu charakterisieren und besser zu verstehen, wie sie gebaut wurden. Diese Analyse wurde durch Computersimulationen ergänzt, die darauf abzielten, dieselben geometrischen Merkmale zu reproduzieren, indem die in den Textquellen beschriebenen Gestaltungsverfahren numerisch simuliert wurden.

Wesentliche Erkenntnisse

Der Ansatz von MEDEA-CHART trug zur Klärung einiger grundlegender historischer Fragen bei, besonders im Zusammenhang mit der Entstehung, dem Zweck und den Konstruktionsmethoden der frühesten Karten. „Mit unserem Beitrag ist der mittelalterliche Ursprung der Portolankarte nun weitgehend anerjannt und eine sinnvolle Verbindung zwischen Seekarten und Navigation hergestellt worden“, so Gaspar. Das Projektteam lenkte zudem die Aufmerksamkeit auf eine hitzige Debatte zwischen Fachleuten für Kartografie, Navigation und Grafik nach der Weltumsegelung von Magellan und Elcano(öffnet in neuem Fenster) (1519-1522) über Kartenverzerrungen, die durch die magnetische Deklination verursacht wurden, ein physikalisches Phänomen, das die Genauigkeit der Schiffskompasse beeinträchtigte. Auslöser der Diskussion war die Erkenntnis, dass die begehrten Molukken(öffnet in neuem Fenster), die nach den zeitgenössischen portugiesischen Seekarten zur spanischen Hemisphäre zählten, nach dem Vertrag von Tordesillas in Wirklichkeit zur portugiesischen Hemisphäre gehörten. „So wurden die durch die magnetische Deklination verursachten Längsverzerrungen von einem technischen Detail, das für die Schifffahrt irrelevant war, zu einer zentralen politischen Frage zwischen konkurrierenden Reichsstaaten“, fügt Gaspar hinzu.

Ein bleibendes Vermächtnis

COVID-19 hat zwar einige der internationalen Vor-Ort-Studien von handschriftlichen Karten eingeschränkt, jedoch die Entwicklung der Projektdatenbank vorangetrieben, die derzeit Informationen und Bilder zu Tausenden Karten und Atlanten enthält. Ausgestattet mit leistungsstarken Such- und Visualisierungsinstrumenten ist sie jetzt für Forschende frei zugänglich(öffnet in neuem Fenster). Im Mai 2023 wurde im Hydrographischen Institut in Lissabon die letzte Ausstellung des Projekts mit dem Titel „Was ist eigentlich eine Seekarte“ eröffnet. Später wird sie in verschiedenen Städten Portugals ausgestellt, um ein breiteres Publikum zu erreichen. Eines der Endergebnisse des Projekts war die Veröffentlichung des Buches „The Cartography of Magellan“(öffnet in neuem Fenster). „Das Buch, das für eine nicht fachkundige Leserschaft geschrieben wurde, klärt mehrere historische Fragen, indem darin zum Beispiel behauptet wird, dass eine wichtige, aber rätselhafte portugiesische Karte, die in Istanbul aufbewahrt wurde, als Beweismittel bei den umstrittenen Verhandlungen zwischen der spanischen und der portugiesischen Krone im Jahr 1524 verwendet wurde“, sagt Gaspar.

Entdecken Sie Artikel in demselben Anwendungsbereich

Mein Booklet 0 0