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Foundations of Animal Sentience

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Konzept für Empfindungsvermögen bei Tieren

Im Rahmen eines bahnbrechenden Projekts wurde das Innenleben von Tieren erforscht, woraus sich reale Auswirkungen auf den Tierschutz ergeben.

In seinem Essay aus dem Jahr 1974 mit dem Titel „Wie ist es, eine Fledermaus zu sein?“(öffnet in neuem Fenster) erkundete der amerikanische Philosoph Thomas Nagel eines der schwierigsten Probleme des philosophischen Denkens: die Erklärung subjektiver Erfahrung. Aber auch wenn wir Menschen uns vorstellen können, wie die Innenwelt einer Fledermaus aussehen mag, gibt es dennoch keine Möglichkeit, dies wirklich zu erfahren. Philosophie und Biologie beschäftigen sich auch heute noch mit dieser Frage, allerdings mit etwas mehr Dringlichkeit. Die Vorstellung, dass einige, möglicherweise viele Tiere über Empfindungen – die Fähigkeit, Gefühle wie Angst, Schmerz oder Freude zu empfinden – verfügen, könnte tiefgreifende Auswirkungen auf den Tierschutz haben. Doch die Debatten gehen weiter, was größtenteils daran liegt, dass es schwierig ist, das Wesen des Empfindungsvermögens zu definieren. Im Zuge des vom Europäischen Forschungsrat(öffnet in neuem Fenster) (ERC) finanzierten Fünfjahresprojekts ASENT(öffnet in neuem Fenster) verfolgte ein Team unter der Leitung von Jonathan Birch, Direktor des Jeremy Coller Centre for Animal Sentience(öffnet in neuem Fenster), das Ziel, diese Debatten mithilfe der Entwicklung eines konzeptionellen Rahmens für das Nachdenken über Empfindungsfähigkeit zu lösen. Das Mehrjahresprojekt hatte erhebliche Auswirkungen in der Praxis, insbesondere durch die Eröffnung des Zentrums und eine 2021 durchgeführte umfassende Überprüfung(öffnet in neuem Fenster), die dazu führte, dass Hummer, Kraken und Krabben von der britischen Regierung als fühlende Wesen anerkannt wurden(öffnet in neuem Fenster). „Das Projekt war weitaus erfolgreicher, als ich es mir vorzustellen wagte, vor allem, was die Auswirkungen in der Praxis angeht“, sagt Birch von der London School of Economics.

Methodischer Rahmen zur Erforschung der tierischen Empfindungsfähigkeit

Die Projektarbeit verfolgte von Anfang an ein dreigleisiges Ziel: die Entwicklung der theoretischen Seite, der empirischen Seite sowie die Hoffnung, etwa in der Welt zu bewirken. Im Rahmen des ERC-Projekts entwickelte das Team einen Rahmen zur Synthese vorhandener Beweise für Empfindungsfähigkeit bei wirbellosen Tieren, wobei verschiedene Beweise aus unterschiedlichen Gebieten zusammengefasst wurden. Das geschah genau zur rechten Zeit, da die britische Regierung zu diesem Zeitpunkt das Tierschutzgesetz (Animal Welfare (Sentience) Act) ausarbeitete und Beratung benötigte. „Sie beauftragte ein Team unter meiner Leitung damit, die Erkenntnisse für Kraken, Krabben, Hummer und Garnelen zusammenzufassen, und wir gaben schließlich eine Empfehlung ab, die zu einer Änderung des Gesetzes führte, was hervorragend ist“, fügt Birch hinzu.

Experimentelle Belege für Empfindungen bei Insekten

Das Projektteam kooperierte mit Forscherinnen und Forschern der Queen Mary University of London(öffnet in neuem Fenster) und des Royal Holloway(öffnet in neuem Fenster). „Wir führten eine Vielzahl von Experimenten durch, von denen einige die Diskussion über die Möglichkeit von Schmerzen bei Insekten wirklich vorangebracht haben“, merkt Birch an. Bei einem dieser Experimente wurde festgestellt, dass sich die Insekten gezielt putzen, und die der Hitze ausgesetzten Teile ihres Körpers berühren, was darauf schließen lässt, dass sie Schmerzen empfinden. Bei Experimenten mit Bienen wurden auch Beweise für motivationale Kompromisse gefunden, jene Fähigkeit, eine Entscheidung darüber zu treffen, wie viel Schmerz man ertragen muss, um eine Belohnung zu erhalten –, sozusagen das Überwinden der Schmerzgrenze. „Das ist natürlich kein Beweis für Schmerzen“, stellt Birch fest. „Aber es ist ein Beweis, mit dem langgehegte Annahmen in Frage gestellt werden, und das sollte etwas darin bewirken, wie wir in Zukunft mit Insekten umgehen.“

Im Grenzbereich der Empfindung

Ungeachtet des enormen Erfolgs des Projekts gehen die Debatten über die Empfindungsfähigkeit von Tieren weiter. Es gibt „grundlegende Hindernisse, die uns daran hindern, Gewissheit, Beweise oder schlüssige Indizien zu erlangen, die Zweifel ausräumen könnten, sodass wir dieses Ziel nicht erreichen werden“, erklärt Birch. „Aber das Entscheidende ist, nicht gleich ins andere Extrem zu verfallen.“ 2024 veröffentlichte Birch ein Buch mit dem Titel „The Edge of Sentience“(öffnet in neuem Fenster), in dem diese Themen detailliert geprüft werden. „In gewisser Weise ist das für mich das wichtigste Ergebnis des Projekts, denn es ist mein ganz persönlicher Weg, mit diesen Themen umzugehen.“

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