Die Entscheidungsfindung in der Landwirtschaft mit Auswirkungen auf die Umwelt in Verbindung bringen
Mit Agrarpolitik sollte die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft gefördert und gleichzeitig die Existenz der Betriebe gesichert werden. Die Modelle, die zur Unterstützung der Agrarpolitik der Europäischen Kommission verwendet werden, sind jedoch unzureichend. In ihnen werden die Entscheidungsfindung der Betriebe, deren Unterschiede und die ökologischen und sozioökonomischen Auswirkungen der Politik auf lokaler Ebene nicht berücksichtigt. Diese Lücke wurde im EU-finanzierten Projekt BESTMAP(öffnet in neuem Fenster) geschlossen. Die erste große Hürde war dabei die Harmonisierung heterogener Agrardaten in den EU-Ländern und -Regionen für eine räumlich explizite Modellierung. Das Team kombinierte dann agentenbasierte Modelle, Bewertungen von Ökosystemleistungen und sozioökonomische Analysen, um herauszufinden, was wo funktioniert – und warum.
Die Entscheidungen in der Landwirtschaft mit Auswirkungen auf die Umwelt in Verbindung bringen
„Im Rahmen des BESTMAP-Projekts wurde ein Modellierungsrahmen geschaffen, mit dem sich vorhersagen lässt, wie sich agrarpolitische Maßnahmen – wie etwa Subventionen für eine umweltfreundliche Landwirtschaft – auf die biologische Vielfalt, die Ökosystemleistungen und die Einkommen der Betriebe auswirken“, erklärt Projektkoordinator Guy Ziv von der Universität Leeds(öffnet in neuem Fenster). Es ergänzt frühere Makromodelle, indem die Umweltauswirkungen mit der Entscheidung in der Landwirtschaft zu einer bestimmten Politik verknüpft werden. Wenn die Frage zum Beispiel lautet, ob höhere Zahlungen für Blühstreifen einen Anreiz darstellen und gut für Bestäuber sind. Über den BESTMAP-Rahmen wird vorhergesagt, ob verschiedene Arten von Betrieben teilnehmen werden. Anschließend werden die ökologischen und sozioökonomischen Folgen modelliert und kartiert. Dabei können verschiedene politische Parameter geändert werden, um deren Auswirkungen zu erkennen und intelligentere Maßnahmen zu gestalten, die der Natur und der Existenzgrundlage der Betriebe zugutekommt.
Landwirtschaftliche Betriebe sind ein wesentlicher Faktor für den Erfolg
Das BESTMAP-Team untersuchte fünf europäische Regionen (Deutschland, Serbien, Spanien, die Tschechische Republik und das Vereinigte Königreich) und entwickelte Archetypen von Landwirtschaftssystemen. Das Team hat die Auswirkungen von Agrarumweltmaßnahmen auf die biologische Vielfalt, die Wasserqualität, die Kohlenstoffbindung und das landwirtschaftliche Einkommen quantifiziert und mit agentenbasierten Modellen aufgezeigt, wie sich die Gestaltung der Politik auf die Umsetzung auswirkt. Aus quantitativen Daten von vielfältigen Betrieben wurden wichtige Erkenntnisse über das Verhalten gewonnen. „Bei den Interviews mit Betrieben kam heraus, dass wirtschaftliche Einschränkungen und strenge Vorschriften oft die theoretisch vorteilhaften Maßnahmen untergraben. Darüber hinaus bestätigten die Modelle und Analysen häufig die Wahrnehmungen der Betriebe, zum Beispiel die Tendenz der Regierungen, Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen(öffnet in neuem Fenster) auf weniger ertragreichen Flächen umzusetzen“, erklärt der Leiter der Aufgabe und Mitglied des Konsortialkoordinierungsteams Michael Beckmann der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus – Senftenberg(öffnet in neuem Fenster).
Den Weg für einen neuen Politikgestaltungszyklus ebnen
Im Rahmen des Projekts wurden die Ergebnisse auf die EU-Ebene übertragen, um das Verständnis der Auswirkungen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU auf den Umweltschutz und die Unterstützung der Betriebe zu vertiefen. Dabei wurden variable Auswirkungen der GAP auf die einzelnen Regionen und Betriebsarten deutlich. Darüber hinaus „identifizierte das BESTMAP-Team allgemeine Mängel der bisherigen GAP, durch die die Umsetzung und Wirksamkeit eingeschränkt wurden. Dazu gehören ein hoher bürokratischer Aufwand, unflexible Verträge und eine mangelnde räumliche Ausrichtung der Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen. Diese Erkenntnisse sind entscheidend für die Verbesserung der künftigen Agrarpolitik auf EU- und nationaler Ebene“, unterstreicht Beckmann. Im Rahmen von BESTMAP wurden Interessengruppen in Workshops zur gemeinsamen Gestaltung einbezogen, um ein praktisches Dashboard und politische Empfehlungen zu erstellen. Auf dem Dashboard können die Ergebnisse der vordefinierten Szenarien in den Fallstudienregionen eingesehen werden. Interessierte Parteien können alle Datensätze(öffnet in neuem Fenster) nutzen, die mit dem quelloffenen Rahmen verbunden sind, sowie die biophysikalischen und sozioökonomischen Modelle(öffnet in neuem Fenster) des Projekts verwenden, verbessern und anpassen, um deren Nutzen weiter zu erhöhen. „Der BESTMAP-Rahmen analysiert nicht nur die Politik, sondern hilft auch, sie neu zu gestalten. Wir schlagen einen neuen Politikzyklus vor, der anpassungsfähiger und regionsspezifischer ist und bei dem die Landwirtschaft einbezogen wird. Indem wir zeigen, wie und wo die Maßnahmen funktionieren, liefern wir eine Blaupause für eine intelligentere, gerechtere und umweltfreundlichere Landwirtschaft in Europa“, so Beckmann abschließend.