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Evolution of Female Ornamentation: a comparative and experimental approach using island birds

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Die Evolution der Ornamentik bei Weibchen erforschen

In einer breit angelegten Inselforschungs-Kampagne sollte eine historische Verzerrung in der Vogelforschung korrigiert werden.

Aufgrund ihrer Abgeschiedenheit und ihrer einzigartigen Arten stellen abgelegene Inseln wertvolle natürliche Laboratorien dar, um die Feinheiten der Evolution zu untersuchen. Ein besonderes Merkmal, das durch das Inselleben beeinflusst wird, ist die Ornamentik – dekorative Merkmale, die Partner anziehen und die oft mit sexuellem Erfolg verbunden sind. In der Vergangenheit konzentrierte sich die Vogelforschung auf den Schmuck der Männchen, da diese auffällig sind: man denke nur an das leuchtende Gefieder oder den kunstvollen Gesang. Doch in tropischen Regionen ist auch die Ornamentik bei Weibchen weit verbreitet, wenn auch relativ wenig erforscht. „Weibliche Merkmale wie Gesang und farbenfrohes Gefieder sind bei Singvögeln nicht nur vorhanden, sondern wahrscheinlich angestammt, was darauf hindeutet, dass sich die weibliche Ornamentik unter direktem Selektionsdruck entwickelt hat“, erklärt Ana V. Leitão(öffnet in neuem Fenster), Postdoktorandin am CIBIO. „Weibchen können wie die Männchen von Ornamentik profitieren, wenn sie um Partner, Nistplätze oder soziale Dominanz wetteifern“, ergänzt sie. Um dieses historische Vorurteil zu berichtigen, untersuchte Leitão im Rahmen des EU-finanzierten Projekts EvoColorIsla(öffnet in neuem Fenster) Veränderungen der weiblichen und männlichen Ornamentik, um zu verstehen, wie sich die Besiedelung von Inseln auf die Evolution auswirken könnte.

Vergleichende Analysen und gezielte Feldversuche

Zunächst erstellte Leitão einen umfassenden Datensatz, der alle auf den Inseln vorkommenden endemischen(öffnet in neuem Fenster) Arten und ihre engsten kontinentalen Verwandten enthält. Sie erweiterte diesen während eines Forschungsaufenthalts im Naturalis Biodiversity Center(öffnet in neuem Fenster) in den Niederlanden. Dort sammelte sie zusätzliche Gefiederdaten von konservierten Vogelexemplaren und recherchierte die bereits existierende wissenschaftliche Literatur. „So konnte ich die Muster der Ornamentikausprägung bei verschiedenen Arten sowohl auf dem Festland als auch auf Inseln untersuchen und beurteilen, wie verschiedene Faktoren die Evolution der Gefiederfarben beeinflusst haben könnten“, erklärt sie. Parallel dazu führte Leitão eine Reihe von Experimenten in einer Feldforschungskampagne durch, die von Madeira über die Azoren (São Miguel) und die Kanarischen Inseln (Teneriffa und Fuerteventura) sowie das portugiesische Festland führte. Ziel dieser Experimente war es, die Wahrnehmung der Tiere in der Natur zu verstehen. Für 12 Vogelarten – sechs Inselvögel-Paare und deren engste Verwandte auf dem Festland – erstellte sie lebensgroße 3D-gedruckte Modelle, die auf echten Vogel-Museumsexemplaren basierten. Diese bemalte sie dann von Hand und validierte die Farben mithilfe von Spektralfotometrie und visueller Modellierung. In einigen Experimenten wurde geprüft, ob Inselvögel weniger von Raubtieren bedroht sind. In anderen wurde das Verhalten von weiblichen und männlichen Modellvögeln untersucht, um festzustellen, wie sich die sozialen und konkurrierenden Interaktionen zwischen den Inseln und dem Festland unterscheiden.

Farbenfrohe vorläufige Ergebnisse

Eine wichtige Erkenntnis bestand darin, dass die Vögel auf den Inseln offenbar einem geringeren Raubdruck ausgesetzt sind als die Vögel auf dem Festland. Vorläufige Ergebnisse deuten auch darauf hin, dass Männchen und Weibchen unterschiedlich auf die Anwesenheit von vermeintlichen Rivalen mit Ornamentik reagierten, was möglicherweise auf die geschlechtsabhängige Rolle von Ornamentik in sozialen Interaktionen hinweisen könnte. Bei einigen Arten behalten die Weibchen ihre ornamentalen Merkmale bei oder verstärken sie sogar noch, was vermuten lässt, dass sie aktiv ausgewählt werden – möglicherweise aufgrund geringerer Prädation oder verstärktem sozialem Wettbewerb.

Kenntnisse über die Inselökologie vertiefen

„Ich hoffe, dass diese Ergebnisse zu einem ausgewogeneren und umfassenderen Verständnis der Evolution von Merkmalen beitragen werden, indem sie die Rolle beider Geschlechter hervorheben, insbesondere in Systemen wie Inseln, wo die Bedingungen oft sehr unterschiedlich ausfallen“, sagt Leitão. Ganz allgemein stellt die Forschung langjährige Annahmen in Frage, wie etwa die Vorstellung, dass ausgefeilte Merkmale in erster Linie bei Männchen vorkommen oder bei Weibchen unangepasst sind - vielmehr können sie funktional sein und einer Selektion unterliegen. „Diese Erkenntnisse könnten sowohl für die Evolutionstheorie als auch für Erhaltungsstrategien von Bedeutung sein, insbesondere wenn es um die Erhaltung isolierter oder gefährdeter Populationen in ökologisch einzigartigen Umgebungen geht“, so Leitão. Sie beantragt jetzt weitere Mittel, um die Forschungsfrage auf die Entwicklung des Weibchen-Gesangs auf Inseln auszuweiten.

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