Skip to main content
Weiter zur Homepage der Europäischen Kommission (öffnet in neuem Fenster)
Deutsch Deutsch
CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS
The Hau of Finance: Impact Investing and the Globalization of Social and Environmental Sustainability

Article Category

Article available in the following languages:

Sozialwirkungsorientierte Investitionen noch nicht ausreichend auf Begünstigte ausgerichtet

Sozialwirkungsorientiertes Investieren, das sogenannte Impact Investing, wird oft mit „durch gutes Handeln Gutes tun“ zusammengefasst, aber Forschende weisen auf unvermeidliche Kompromisse hin, die oft auf Kosten der Begünstigten gehen.

Mit sozialwirkungsorientiertem Investieren wird Kapital für soziale Unternehmen und das Gemeinwohl bereitgestellt. Diese Form des Investierens entstand aus Trends in der wertebasierten Geldanlage und Philanthropie, wie beispielsweise ökologischen, sozialen und governancebezogenen Investitionen, mit denen eine nachhaltigere Wirtschaft angestrebt wird. „Das Nachhaltigkeit(öffnet in neuem Fenster) (‚Drei-Säulen-Modell der nachhaltigen Entwicklung‘), das soziale und ökologische Auswirkungen neben finanziellen Erträgen beschreibt, entlarvt den ‚Nettoprofit‘ oft als einen Kompromiss zwischen finanziellen Erträgen und positiven Auswirkungen in der realen Welt“, sagt Marc Brightman(öffnet in neuem Fenster), Koordinator des Projekts IMPACT HAU(öffnet in neuem Fenster), das vom Europäischen Forschungsrat(öffnet in neuem Fenster) finanziert wurde. Das Team von IMPACT HAU untersuchte diese Realitäten mithilfe ethnografischer Methoden und fand heraus, dass sozialwirkungsorientierte Investitionen für verschiedene Aktive unterschiedliche Dinge bedeuten. Für den öffentlichen Sektor kann auf auf diese Weise Risiko ausgelagert werden, für vermögende Privatpersonen kann ein unverhältnismäßig hoher Reichtum gerechtfertigt werden und sich gleichzeitig eine Alternative zu Spenden bieten. Laut Brightman gilt aber: „Die vielleicht wichtigste Erkenntnis bestand darin, dass die Zielgruppen in der Diskussion weitgehend unbeteiligt sind, obgleich sie nominell im Mittelpunkt stehen.“

Gelebte Erfahrungen der Finanzakteure und Begünstigten

Im Zuge von IMPACT HAU wurden geschulte Ethnografiefachleute eingesetzt, um die Motivationen und Weltanschauungen der Investierenden sowie die Erwartungen und Erfahrungen der Begünstigten zu untersuchen. Zu den Methoden zählte außerdem die Analyse von Dokumenten sowie die Teilnahme an Finanzkonferenzen und Online-Fachgruppen. In mehreren Fallstudien wurden kleinere Projekte untersucht, darunter ein Landwirtschaftsprojekt in Ghana und der Handel mit Blockchain-Emissionsgutschriften in Schweden. Einige wenige untersuchten die durch die COVID-19-Pandemie ausgelösten Sofortauszahlungen, darunter die Pandemieanleihen der Finanzierungseinrichtung für Pandemienotfälle der Weltbank, insbesondere im Senegal. Eine weitere Gruppe erkundete ökologische, soziale und governancebezogene Anlagen wie etwa grüne und blaue Anleihen sowie Nachhaltigkeitsanleihen. Zu guter Letzt wurde in zwei Fallstudien die „Marktpflege“ sowohl durch Marktakteure als auch durch institutionelle Behörden untersucht. Im Zuge von IMPACT HAU wurden regionale Unterschiede festgestellt. Beispielsweise sind sozialwirkungsorientierte Investitionen in den Vereinigten Staaten aufgrund ihrer philanthropischen Verbände bekannter, während in Europa ökologische, soziale und governancebezogene Investitionen stärker verankert und weniger politisch unstabil sind. Bei sozialwirkungsorientierten Investitionen, die häufig innerhalb von Projekten des globalen Nordens zur Entwicklung des globalen Südens eingesetzt werden, treten ähnliche Probleme wie bei konventionellen Top-down-Entwicklungsbemühungen einschließlich des Verlusts von lokalem Wissen auf. Herein widerspiegelt sich eine der wichtigsten Erkenntnisse der Projektarbeit. Brightman dazu: „Mehrere Fallstudien zeigten die verzerrenden Effekte von Wirkungsmessungen auf, die auf leicht quantifizierbaren Indikatoren wie etwa der ‚Anzahl der erreichten Begünstigten‘ beruhen. In Wirklichkeit werden die Armen oft angeworben, um Gewinne für Investierende zu erzielen, ohne dass sich ihr Leben verbessert.“ Mit dem ethnografischen Ansatz werden häufig Fehler aufgedeckt, die für die Investierenden nicht sichtbar waren, sowie Gewinne, die in keinem Verhältnis zu den Auswirkungen standen. Gleichzeitig bleiben große Fragen wie die nach der globalen Nachhaltigkeit des Wirtschaftswachstums unbeantwortet. „Ungeachtet ihrer Schwächen können sozialwirkungsorientierte Investitionen dazu beitragen, Kapital in Projekte zu lenken, die zum Gemeinwohl beitragen, und ökologische, soziale und governancebezogene Investitionen können Anreize für bessere Unternehmenspraktiken schaffen“, fügt Brightman von der Universität Bologna(öffnet in neuem Fenster) hinzu, an der das Projekt angesiedelt war.

Sozialwirkungsorientierte Investitionen zum Leben erwecken

EU-Institutionen (wie die Europäische Investitionsbank) haben entscheidend dazu beigetragen, soziale und ökologische Finanzierungen in Europa und darüber hinaus zu etablieren. Beispielsweise wurde dort die erste grüne Anleihe ausgegeben, wobei die am Markt Teilnehmenden eine bessere Regulierung forderten. „Unsere Forschung könnte dazu beitragen, einen feinkörnigeren Ansatz für die Wirkungsmessung zu entwickeln und angesichts ideologisch motivierter Gegennarrative fundiertere Botschaften zu vermitteln“, merkt Brightman an. Da das Finanzwesen bekanntermaßen abstrakt und vielen fremd ist, engagierte das Team von IMPACT HAU Kunstschaffende aus dem Comicbereich, um die menschliche Dimension mit Illustrationen zu den Fallstudien des Projekts zur Geltung zu bringen. Außerdem ist ein Comicroman in Arbeit, in dem Fallstudien durch eine fiktive Figur miteinander verwoben werden. Brightman hofft außerdem, eine „Fabrik für Denken und Handeln“ einrichten zu können, um die Ausgestaltung von Projekten für sozialwirkungsorientierte Investitionen zu verbessern und ein Zentrum für Zusammenarbeit zu schaffen.

Entdecken Sie Artikel in demselben Anwendungsbereich

Mein Booklet 0 0